15/08/08
Kalter Wahlkampf
Das ist wirklich sehr geschickt. Kaum zeigt sich vor den Wahlen ein ernstzunehmender Gegner des gegenwärtigen Gestrüpps, da holt die moralinsaure Supermacht mal eben den Kalten Krieg aus dem Schrank. War wohl kein Saddam mehr übrig. Und schon stehen nun endlich auch Raketen in Polen. Angesichts der Verbindungen Georgiens mit der moralinsauren Supermacht kann man da schon das sagenhafte Timing Georgiens bewundern ... Ein Beitrag zum Thema im Guardian.
Womit das Vorgehen der Russen nicht kleingeredet, der Ursprung des Konflikts allerdings auch nicht aus den Augen verloren werden darf. Und wenn das mal kein außenpolitisches Meisterstück der Guten gewesen war.
12/08/08
Geschichte der Creative Commons
Ein ebenso erleuchtender, wie auch technisch-strukturell exzellent gemachter Vortrag von Lawrence Lessig zur Entwicklung der Creative Commons, der auch die antikreativen (aber Einzelnen sehr, sehr gewinnbringenden) Folgen zu langen bzw. überscharfen Urheberrechtsschutzes aufgreift. Und erklärt, wie Copyright als prächtiges Steuerungsinstrument der Kultur missbraucht werden kann:
14/06/08
Anonymous: Ein Internet-Phänomen
Anonymous, bekannt
geworden durch ein Video auf youtube, ist eine Protestbewegung gegen
Scientr010vgy.
Da Scientr010vgy
in der Vergangenheit gern Daten über Protestierer sammelte, ist
"Anonymous" eben ... anonym. Was dazu führt, daß im Internet de facto
jeder anonymous sein kann: Jeder kann sich diesen Namen geben, eine
identifizierbare Gestalt hat Anonymous nicht. Trotzdem funktioniert die
Bewegung, und zugleich ist die Anonymität gegenüber der mächtigen
Organiosation der entscheidende Faktor, der Proteste erst in größerem
Rahmen ermöglicht.
So kommt es, daß aus dem Video nun eine weltweite, via
Internet vernetzte Portestbewegung gegen die Sekte entstanden ist
und regelmäßig Demos vor den Scientr010vgy-Zentralen
abhält. Faszinierenderweise anonym, also ohne feste
Organisationsstruktur. Jeder kann sich eine Guy Fawkes-Maske überziehen
und sich an Organsiation und Durchfühgrung der Proteste beteiligen,
jeder kann bei der Planung mitdiskutieren.In Berlin läßt die Polizei
hier ein beachtliches Demokratieverständis walten, indem sie das Tragen
der Masken erlaubt; schließlich kann sie den Schutz der Demonstrierenden
nach der Demo nicht garantieren. Im konservativen Stuttgart muß der
Protestierende dagegen, da unmaskiert, mit Kartierung, Identifikation
und Verfolgung durch Gegner rechnen.
Auf die Straße gehts
beispielsweise heute
Mittag in Berlin. Auch das Fliegende
Spaghettimonster läßt sich diese Gelegenheit nicht entgehen.
Scientr010vgy ist eine Sache, mit der umgegangen werden will. Da ist dieser gutgelaunte und doch sehr ernste Protest, denke ich, genau der richtige Weg. Lästig sein wird er der Firma auf jeden Fall. Zeit, eine Maske zu bauen.
11/06/08
Berliner Zustände 2007: Dunkelfeld Rechtsextremismus
Der "Schattenbericht Berliner Zustände 2007" ist
als 64seitiges PDF frei ladbar und beobachtet Vorkommnisse
rechtsextremer Gewalt, Rassismus und Antisemitismus. Insgesamt
fokussiert der Bericht neben den Zahlen von ReachOut,
die mit Berichten über einzelne Opfer rechter Gewaltverbrecher versehen
sind, auch auf das teilweise durchaus skandalös zu nennende Verhalten
von Justiz und Ermittlungsbehörden, das in dem Kottbusser Fall ja auch
gerade wieder seine Bestätigung fand. Ein an sich schon erschreckendes
Zitat aus dem Beitrag von ReachOut: "Ein harmonisches Miteinander
kann es nicht geben, solange bspw. das Landeskriminalamt
MitarbeiterInnen beschäftigt, die persönliche Daten von
antifaschistischen AktivistInnen an organisierte Rechtsextremisten
weitergeben."
Der Schattenbericht untermauert die
Einschätzung eines Experten, der in einem Fernsehinterview kürzlich
feststellte, daß die Erwähnung von rechter und linker Gefahr in einem
Atemzug unangebracht sei: Linker Radikalismus findet keinen Rückhalt in
der Bevölkerung oder in den Behörden. Rechtsradikalismus dagegen ganz
offensichtlich durchaus, und gelegentlich sogar bei letzteren.
In anderen Bereichen ist der Bericht recht diskussionsbedürftig, so in
der m. E. reichlich akademischen und fragwürdigen Definition von
Rassismus im Beitrag "Rassismus gegen Deutsche?", die m. E. den
reichlich unglücklichen und wenig hilfreichen Ansatz eines
"Einbahnstraßen-Rassismus" vertritt (nach dem, wenn ich ihn richtig
verstanden habe, beispielsweise in Deutschland lebende "Graue
Wölfe" keine Rassisten sein können).
Auch das
Zitat im Folgebeitrag, "Rassismus ist historisch und politisch mit
der Konstruktion der »weißen Rasse« verbunden",
mag wie hier pauschalisiert dargestellt zwar emotional befriedigend und
scheinbar zweckdienlich gegen Begriffsaufweichung sein, ist aber
nichtsdestoweniger schlicht falsch und sollte wenn, dann nur spezifisch
örtlich und zeitlich definiert verwendet werden. Gerade in einer Debatte
wie dieser ist eine klare, sachliche und auch begrifflich sehr bedachte
Herangehensweise, ebenso wie eine klare Differenzierung essentiell.
Nicht zuletzt für die öffentliche Akzeptanz von derlei an sich so
wichtigen Berichten ist es sonst eher kontraproduktiv. Wichtig, zumal diese
Beiträge durchaus Grundaussagen enthalten, denen meist zu wenig
Aufmerksamkeit geschenkt wird; beispielsweise zur Wechselwirkung von
rassistischem Verhalten und dessen Entschuldigungen.
Am Rande erwähnt seien Eigenarten ästhetischer Natur, die Verwendung des
leider immernoch recht verbreiteten typoästhetischen Grauens des
"-Innen" nämlich, das die Augen tränen lässt (schönste und sehr
deutsch-korrekte Gendertypokapriole: "einE türkischeR DeutscheR".
Nebenbei: Das Mainzer Studentenwerk hatte auf den Mensakarten Ende der
90er Jahre "Student/innen/en" gedruckt).
10/06/08
Die sogenannten "Grauen Wölfe"
... haben bei uns nun wirklich rein gar nichts verloren. Die testosteronüberquellenden Goldkettchenböcke würden, wenn sie schlau wären, jedenfalls ganz hervorragend zu ihren Geistesbrüdern des deutschen und erschreckend erfolgreichen Pendants passen; aber dazu mangelt es ja zum Glück üblicherweise an der erforderlichen Menge Gehirnschmalz der braunen Herrschaften, seien sie nun türkisch oder reichsdeutsch.
Mit den Drag
Kings in Berlin (was es nicht alles gibt), die mit dem
selbstgerechten Haufen Bekanntschaft machen durften, kann man jedenfalls
nur Solidariät empfinden. Und die Mädels lassen sich zum Glück wenig
gefallen.
Nachtrag:
Das Weblog "Graue
Wölfe in Neukölln" befasst sich mit den Grauen in Neukölln.
17/04/08
Die Grünen kuscheln mit Exschillkumpel Ole
Und demnächst auf dem Spielplan: Der Grüne Koch. Wählen macht richtig dolle Sinn, wenn die Wahl einen so riesig klasse Unterschied macht ... helau!
14/04/08
Demonstrationen des anonymous in München, Berlin und anderswo
Am vergangenen Samstag gab es wieder in mehreren Städten Proteste von anonymous
gegen Szcientp0l0gy
. Auch die Kirche
des Fliegenden Spaghettimonsters gab sich die Ehre. Da es sich um
ein durchaus ernstes Thema handelt, ist es um so erfreulicher, daß anonymous
offenbar gedeiht. Wer ebenfalls anonym gegen Szcientp0l0gy
demonstrieren möchte, kann dies am 10.5. das nächste mal mit anderen
tun; im Wiki
und im Forum
stehen nähere Auskünfte.
Für die Guy Fawkes-Maske gibts hier
eine Bastelanleitung.
Videos von den Demos finden sich unter anderem hier.
11/04/08
Deutsche Bahn und Vergangenheitsbewältigung: Da fehlt doch was ...
... aber das ist für ein von dem Geld der Bürger finanziertes Unternehmen, das nicht nur laut dem Magazin Kontraste absurde Nutzungsgebühren für unbetreute Bahnhöfe verlangt und dessen Preisbegründung für die Schienenetznutzung - Absurdistan reloaded - nicht mal die Bundesnetzagentur kontrollieren darf; und das nun mit aller Macht an der Börse verscherbelt werden soll, nicht weiter verwunderlich.
So soll dem "Zug der Erinnerung" der Halt am Berliner Hauptbahnhof verweigert werden. Zur Erinnerung: Dieser Zug erinnert an die Deportationen mittels Eisenbahn in der Nazizeit. Aber derlei schadet vermutlich den Aktienkursen. Wer das merkwürdig findet und dagegen aufbegehren will, kann zwar als mündiger Büger natürlich nicht effektiv handeln, jedoch immerhin am Samstag an der entsprechenden Demo am Brandenburger Tor teilnehmen. Auch im Ausland wird die Sache wahrgenommen.
Und zu dem Verdacht, die (noch "unsere") Bahn würde ihre Bilanz massiv schönen, um an die Börse zu kommen, findet sich hier eine recht interessante Aufschlüsselung (siehe auch in den Kommentaren dort). Heuschrecken helau!
18/03/08
Catch terrorists via phone numbers - wtfomgsobbbqroflolorlyowl
I just wanted to order four lapel pins connected to the Flying
Spaghetti Monster satire (YES, four little pins which you might
consider to be attached to a jacket, NO, not a bomb jacket, and NO, not
poisoned, radiated, explosive, sharpened, one meter long and pointed or
something, just four bloody freaking* little 1 centimeter silver
coated pins!) and for some reason didn't fill in my telephone number
into the order form (the reseller won't make a call to Germany anyway,
reason being that would be more expensive than the stuff I ordered), and
I, yes indeed, I received an email reading:
Our government won't allow us to send any packages out of the country without a telephone number for the recipient. They think it'll help them catch terrorists or something. |
Hell yes, I think I am a real threat to the US with four pins - what does he need four lapel pins for? Why four? Where could he stick them? I mean, four of them? Small pebbles piloting a huge landslide? Shall we bomb Neukölln as a precaution?** - at my hand and no number for the CIA to call me!
Well, okay, got me - I hereby solemnly swear that the Flying Spaghetti Monster will not do any harm to the US (well, it's church has been founded there, so a lot of persuading power would have been necessary anyway), at least not on my behalf! Wtfomgsobbbqroflolorlyowlgetout.
And yes, surely they need these phone numbers for something else, whatever that might be. But following the logic of the US governments frantic private data harvesting (up to the which menu did you order on your flight kind), the assumption that they in fact do want the phone number for catching terrorists more easily just seems to fit too well ... and it does indeed, since I was told the phone numbers weren't required before 9/11.
Addendum:


**)Not such a bad idea even to many Berliners. So, on second thought ...
27/01/08
Kaum zu glauben: Es findet sich noch Vernunft ...
Wahrlich ein ungewohnter Anblick, nicht überzubewerten, aber zugleich doch ein wenig beruhigend: Ein Quentchen Vernunft beim Wahlvolk eines deutschen Bundeslandes. Dieses Mal warf es sich nicht den allein um ihres eigenen Machtgewinns Willen menschenverachtend hetzenden Rattenfängern zu Füßen. Oder fast nicht.
04/12/07
Schutz vor Taser-Waffen patentiert
Nachdem Taser und Co., die Elektroschockgeräte für den kleinen Mann von der Straße und für schießwütige US-Polizeien, gerne auch nicht nur lähmen, sondern gleich reinen Tisch machen und töten, wurde nun ein Patent für eine entsprechende Schutzkleidung eingereicht. Zudem gibt es bereits Systeme zur Eindämmung des unwilligen Pöbels, sprich gegen Demonstrationen.
Eigentlich sollte eine Fechter-E-Weste und ein normales Fechteroberteil den gleichen Job tun. Im Land der unbegrenzten Freiheit jedenfalls scheint solcherlei zu tragen nach den vergangenen Elektro-Amokläufen wohl empfehlenswert.
21/11/07
Wann hat ein Innenminister seinen Hut zu nehmen?
In sofern: Mit "Würde" hat dies alles ohnehin schon lange nichts mehr zu tun.
Nachtrag:
Und Herr Schäuble legitimierte gerade (1.12.) in seiner bekannt brillanten Rhetorik indirekt Guantanamo, indem er offenließ, was uns ohne Guantanamo durch Terrorismus drohe. Geradezu (und in jedem Sinne) grenzenloser Menschenrechtsbruch scheint für diesen Herrn demnach anscheinend, könnte man eventuell meinen, keine nennenswerte Hürde darzustellen. Mit solchen Freunden braucht ein Staat wirklich keine ... mehr.
Man sollte doch mal eine Liste aller Äußerungen dieser Art und dieses Herren anfertigen.
29/10/07
Demokratischer Sozialismus
Daß ich nicht lache. Diese
Worte von einer Partei, deren aufsteigender Jugendorganisatons-Chef
in der Sendung "extra 3" offen bekennt, daß er den ganz speziell
sozialen Keine-Hüftgelenke-Für-Alte-Missfelder von der Konkurrenz
sympathisch findet und gern mit ihm einen trinken geht. Ihre SPD, die
sich schon in grauer Vorzeit unter anderem als Freikorpsbefürworter*
sehr sozialistisch geben durfte und auch zu Zeiten der Großen Koalition
der 60er Jahre ein recht interessantes Bild abgab.
Andererseits würde
man sich durch Taten ja gern von einem positiveren Bild überzeugen
lassen - in diesem Sinne ...
*) u. a. durch den legendären Herrn Friedrich Ebert. Siehe z.B. Haffner, Von Bismark..., Knaur 2001, 172 et al.
26/10/07
José Saramago: Die Stadt der Sehenden
Nachdem die Buchhändlerin Saramagos jüngstes Buch über den
abwesenden Tod nicht im Regal stehen hatte (so viel zum Sortiment
unserer Buchhandelsketten, immerhin ist er Nobelpreisträger), fand sich
die gleichfalls als Taschenbuch erschienene Ausgabe der "Stadt der
Sehenden" (Rezension).
Und diese Wahl war nicht zu bereuen: Nachdem Saramago in der "Stadt der
Blinden" auf schauerliche Art in die Abgründe der menschlichen Seele
eingetaucht war, nimmt er sich in der "Stadt
der Sehenden" den Staatsapparat als solchen vor.
Als die Stimmzettel einer hauptstädtischen Kommunalwahl auf
unerklärliche Weise überwiegend weiß geworden sind, reagiert die
Regierung hysterisch - sie geht von einer Verschwörung des Volkes gegen
sie aus, nimmt dies als persönlichen Angriff, läßt die Wähler bei der
Wahlwiederholung beschatten und foltert eine Auswahl an unbescholtenen
Bürgern, als trotz aller Beschattung wiederum überwiegend weiße
Stimmzettel auftauchen.
Da die Ursache des Weißwählens aber weiterhin
im Dunkeln bleibt, wird die Hauptstadt kurzerhand in
"Belagerungszustand" versetzt, nach dem besonders der Innenminister als
Konkurrent des Verteidigungsministers lechzt - die Regierung des Landes
evakuiert sich und belagert die eigene Hauptstadt. Auf faszinierende
Weise schafft sie sich durch ihre paranoiden Ängste ihre eigenen
Chimären, durch deren Bekämpfung wieder neue Chimären gezeugt werden.
Zudem geht es der Regierung auch nicht um das Wohl ihres Volkes,
vielmehr werden die Entscheidungen aus persönlichen Machtbedürfnissen
der einzelnen Minister, aus ihrem verletzten "Ehrgefühl" heraus
getroffen. Die Regierung kämpft gegen das eigene Volk, ohne daß sie
weiß, wogegen sie eigentlich kämpft. Da die belagerte Hauptstadt jedoch
ganz gut ohne Regierung und Polizei funktioniert, werden Agent
Provocateurs eingeschleust, die unter anderem einen Terrroranschlag auf
die Bahnstation verüben, der offiziell natürlich von den wie auch immer
gearteten "Weißwählern" stammen soll. Stets unter Beteuerung, alles nur
um der Erhaltung des Staates und der Demokratie Willen zu tun, wandelt
sich der Statt in ein rücksichtsloses, totalitäres Gebilde.
Eine Groteske, die, wie immer in Saramagos einzigartig faszinierendem Stil geschrieben, unterhaltsam schildert, wie die Ellenbogenqualifikation sogenannter Volksvertreter zu absurden Ereignissen führt, wenn der Bürger sich allzu souverän verhält. Und angesichts der Technikgläubigkeit gegenüber Wahlcomputern und absurden Wahlstift-Kreationen von ganz eigener Aktualität.
18/10/07
Wahlcomputer: Das zentralste aller demokratischen Rechte an der Tür abgeben
... das der Wahl nämlich, ohne die eine Demokratie bekanntermaßen
schlicht nicht existiert. Wahlcomputer sind nicht nur überflüssiger
Technologiefetischismus (es hat bis heute prima von Hand funktioniert,
nicht wahr?), sondern darüber hinaus kennt fast keiner ihre
Funktionsweise:
"In der Bundesrepublik gibt es lediglich drei
Personen, die nachvollziehen können, wie die elektronische Erfassung,
Speicherung und Zählung von Wählerstimmen an den etwa 2500 für
politische Wahlen bereits eingesetzten Wahlcomputern funktioniert. " - weiterlesen
Bleiben
wir bitte beim Papierwahlzettel, Finger weg von dem Technikschrott. Er
ist giftig.
02/10/07
"Gewalt-Sehen-Helfen" mit einem gedankenlosen Werbespot?
Ein Beispiel für mehr als grenzwärtige Zivilcourage-Werbung:
Dieser
Spot bei Youtube zeigt eine Gruppe ausländischer (auf den ersten
Blick türkisch-arabisch anmutender) Jugendlicher, die eine Frau im Bus
belästigen, und alle sehen weg - bis auf das kleine hellhaarige Mädchen,
das schließlich zu kreischen beginnt. Dem Impressum nach ein Film des Präventionsrates
der Stadt Frankfurt am Main- dazu gehören laut Webseite
(deren Authentizität via DENIC-Abfrage bestätigt werden kann) "Sicherheitsdezernent,
Polizeipräsident, Leiter d. Staatsanwaltschaft, Bürgermeister,
Dezernenten für Integration, Soziales und Bildung".
So
gut die Intention dieses Beitrags sein mag (wenn sie es ist), stellt er
doch eine meines Erachtens mindestens problematische, um nicht zu sagen
gedankenlose Gratwanderung dar. Schließlich scheint sich mir dieser Spot
selbst als Wahlwerbung für die NPD zu eignen, ist er doch m. E.
prädestiniert dazu, die Angst vor der klassischen "Türkischen
Jugendbande", und damit vor Ausländern allgemein, zu schüren und an den
"Aufrechten Deutschen" zu appelieren. Zudem eine Filmästhetik, bei der
es einem kalt den Rücken hinunterläuft.
Nein, dieser Spot war ein Mißgriff, sofern man nicht eine entsprechende rechtshintergründige Absicht unterstellen will - oder eine böswillige Fälschung der Herkunft des Spots. Eine entsprechende Anfrage ist gestellt.
Nachtrag:
Bestätigung erhalten: Das Video ist authentisch.
22/08/07
Zum Umgang mit Neonazis: Ein praktischer Ratgeber
Nachdem sich in Folge der Hetzjagd durch rund 50 deutsche Jugendliche im sächsischen Mügeln ein vielleicht erschreckendes, aber ganz sicher nicht überraschendes Trauerspiel in Bezug auf die Reaktion der Mügelner Bürger zugetragen hat, stellt sich wieder einmal die Frage, wie mit den "neuen" Neonazis und ihren zunehmend wirkungsvollen Strategien umzugehen ist. Ebenfalls interessant, daß es der spontanen Antifa-Demonstration vor Ort bedurfte, um den Mügelner Bürgern ihre eigene Schande unter die Nase zu reiben. Das Pack wird für viele Mügelner aber wohl immernoch eher die Antifa als der nette adrette Neonazi von nebenan bleiben. Da passt der Hitlergruß eines älteren Herrn am Rande der Demo ganz gut ins Bild. Ebenso wie der Mangel an Zeugen für die Tat.
Daß eine Grundregel lautet, rechtem Gesindel keinen Raum in öffentlichen
Diskussionen einzuräumen, wird nun in
einer hilfreichen und übersichtlichen Broschüre - an der
auch das Bundesland Sachsen-Anhalt beteiligt ist - ebenso erläutert wie
der Umgang mit den anderen öffentlichkeitswirksamen Strategien der
Neonazis. Dazu werden auch für eigene Veranstaltungen relevante Fragen
beleuchtet, beispielsweise die effektive Anwendung des Hausrechts.
Die
Lektüre (PDF) kann empfohlen werden.
19/08/07
Terrorist werden leichtgemacht: Doktortitel, Bibliotheksbesuch und Forschung zu "Gentrification"
Die genauen Hintergründe der Verhaftung sind natürlich nicht bekannt; einem Jeden sei das nähere Befassen damit nahegelegt.
Es mutet jedoch merkwürdig an, wenn ein Universitätsbediensteter auf Grund seiner Forschung zur Yuppiesierung (fachterminologisch als "Gentrification" / "Gentrifizierung" bezeichnet), Zugang zu Unibibliotheken und Treffen mit einer MG-nahen Person, deren Gesprächsihalt aber angeblich auch dem BKA nicht bekannt ist, in Untersuchungshaft landet - wegen Terrorismusverdacht und Nähe zu einer Terroristischen Vereinigung. In einem eigenen Weblog wird über die Auswirkungen der Beschattungsmaßnahmen gegen ihn aus erster Hand berichtet.
Nun würde es zum Charakter deutscher Universitäten gut passen, die ihre
Dozenten auch gern gratis arbeiten lassen und ihnen auch noch einen
Tritt als Dank nachreichen,* wenn die HU ihren Wissenschaftler im Regen
stehen ließe. Immerhin haben eine Reihe von Soziologen das Rückgrat
bewiesen, einen offenen Brief zu verfassen, der hier
nachzulesen ist (PDF).
Ein Auszug:
(...) Der Verdacht auf die Zugehörigkeit zu einer
terroristischen Vereinigung wird nach Auskunft der
Rechtsvertreter von Dr Andrej H. nämlich inhaltlich wie folgt
begründet: |
Ein Einzelfall? Begründeter Verdacht, der aus vielleicht guten Gründen
nicht veröffentlicht wird? Es bleibt zu hoffen. Dann wäre es den
Ermittlungsbehören anzulasten, daß sie hier nicht die notwendige
Transparenz schaffen, um das Vertrauen in den Rechtsstaat zu erhalten
(auch wenn das Abwägen zwischen der Herausgabe von ermittlungsrelevanten
Informationen und ihrer Zurückhaltung sicher oft einen Eiertanz
darstellt). Schlimmer aber andernfalls: Dann haben wir, in Kombination
mit der zunehmenden Überwachung, einen scheindemokratischen Polizeistaat
direkt vor unserer Tür und kümmerten uns nicht einmal sonderlich darum.
Nachtrag:
Immerhin
beweist der BGH Vernunft: Der
Haftbefehl ist mittlerweile aufgehoben worden.
*) Man darf für einen Hungerlohn ein Semster dozieren (gern auch gratis)
und dann noch Magistranden über ein weiteres Jahr betreuen. Und wenn man
Bücher an eine Uni schickt, die sie zur Eignungsprüfung als Professor
anfordert, darf man das Rückporto selber zahlen. So einem Kollegen und
ausgewiesenen Wissenschaftler geschehen. DAS ist gelebte deutsche
Bildungspolitik. Man möchte sagen: Helau!
07/07/07
Darf ein Politiker die Verkrüppelung des Grundgesetzes fordern?
Ja. Darf er. Und nicht nur, wenn er für eine rechtsextreme Partei
spricht. Denn nichts
anderes verlangt unser Herr Innenminister mit seinen Forderungen,
könnte man böswillig vermuten, obwohl er sicherheitshalber fordert, sie
auf sie auf ihre "Verfassungsmäßigkeit" zu prüfen. Was nahelegt, daß er
sie vermutlich nur geäußert hat, um den Weg zu bereiten für jetzt nicht
mehr so aufsehenserregende kleinere Verschärfungen.
Das wäre
dann also sozusagen eine Narkose des demokratischen Rechtsempfindens in
der Form, daß der Täter dem Opfer erst eine reinhaut, damit diesem das
Brandmarken nicht mehr so wehtut. Aber diese Vermutung wäre natürlich
reine Spekulation - Politik ist doch was Schönes.
Nachtrag:
Der
rechtspolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, ein gewisser Geis,
möchte mal eben das Recht auf ein eigenes Verfahren abschaffen. Das ist
nun der Kern des Rechtsstaats, ohne das er seine Bezeichnung - und die
bürgerlich-demokratische Unterstützung - wohl kaum mehr verdient hätte.
Es darf ein Abgeordneter also ungeschoren tun, was bei anderen unter
großem Getöse als "staatsfeindliches Verhalten" zu Beobachtung und
Bestrafung führt. Was hier herbeigeredet wird, ist kein Affentheater
mehr, sondern ein Spiel mit dem Feuer. Höchste Zeit, den
Verantwortungslosen eins auf die Finger zu geben. Oder unsere Verfassung
verkommt entgültig zur Profilierungspuppe für Machthungrige.
Hier,
was diese Person von sich gab:
"In diesem Fall ohne Prozess. Das
geht schwer runter, das sage ich Ihnen, das fällt einem nicht leicht vor
allen Dingen dann, wenn man, so wie ich auch, immer wieder sagt, dass
wir die freiheitlichste Grundordnung haben, die wir je hatten. Aber es
geht ja uns darum, diese freiheitliche Grundordnung zu schützen. Und
deswegen wehren wir uns gegen die Gefährder. Und wir können nicht
warten, bis die Gefährder zuschlagen." -- weiterlesen
Das
klingt etwa so logisch wie: Krieg führen, um Frieden zu schaffen, oder
auch: Sex für Keuschheit.
Nachtrag II:
Hier die Salamitaktik illustriert bei
Farliblog. Via Rabenhorst
24/05/07
Bravo, -panorama-
Sich heute Abend in der ARD über die G8-Kritiker lustig machen, indem man einerseits ein paar recht planlos wirkende Gesellen (gern sichtbar "alternativ") vor die Kamera holt und andererseits tiefgründelnde Profis wie (natürlich) einen KAS-Rhetoriker ... das ist wirklich Hochwertige Deutsche Berichterstattung.
Wieder einmal ganz großes Kino. Gratuliere.
(A propos G8:
Gestern ließ sich der NDR-Kommentator der Tagesthemen dazu hinreißen,
die Blockade von Zufahrtsstraßen gleichzusetzen mit dem Werfen von
Brandsätzen.)
17/05/07
Nettes Symbol: Das individuelle "i"
Der Rabe hat ein nettes Symbol auf seiner Webseite installiert: Das "Individual-i".
Einerseits
noch ein Symbol mehr in unserer ohnehin schon symbolgesättigten Zeit,
andererseits eine dezente Stellungnahme zu der derzeitigen Entwicklung:
"Es
repräsentiert das Recht auf Privatssphäre, Datenschutz, Meinungsfreiheit
und Anonymität im Informationszeitalter. Es repräsentiert die
Informationsfreiheit – das Recht auf eine transparente, offene Regierung
und Rechtsstaatlichkeit. Es repräsentiert das Recht ohne ständige
Überwachung und Kontrolle zu leben und nicht für die Einforderung und
Wahrnehmung dieser Rechte als "verdächtig" gebrandmarkt zu werden.
(...)" - weiterlesen
Da gibt es beileibe überflüsssigere Symbole.
10/05/07
Die Faxen dicke: Feuriger Parteiaustritt
"Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat Anfang März eine junge Frau in die Türkei abschieben lassen, die weder Türkin ist noch Türkisch spricht. Nasima El-Zein ist in Berlin aufgewachsen, hat die Realschule abgeschlossen, hat sich ehrenamtlich um ausländische Schulkinder im Berliner Problembezirk Neukölln gekümmert, hat ihnen Deutsch und Rechnen beigebracht. [...] Wer denkt sich den Narrenstreich aus und schiebt ausgerechnet eine solche Frau in ein Land ab, wo sie ein gewalttätiger Vater erwartet, der sie einsperrt und zwangsverheiraten will? Und heute berichtet die Berliner Zeitung, daß die abgeschobene Kurdin von der türkischen Polizei massiv unter Druck gesetzt und ihr sogar Gewalt angedroht wird." - Quelle
"(über meine zuständige Abteilung) ein Parteiausschlußverfahren gegen Herrn Körting beantragen. Und drittens werde ich, wenn die junge Frau nicht spätestens Ende Mai 2007 wieder in Berlin ist, mein Parteibuch, das über 35 Jahre Mitgliedschaft in der SPD dokumentiert, »öffentlich« verbrennen (d.h. es wird ein Video davon [beim Schockwellenreiter] geben) und fordere alle Noch-Genossen auf, dies ebenfalls zu tun."
18/04/07
Zur Sicherheit mal das Grundgesetz sprengen
Unser Innenminister hat immer interessantere Vorschläge. Im Stern steht zu lesen:
"Die Unschuldsvermutung heißt im Kern, dass wir lieber zehn Schuldige
nicht bestrafen als einen Unschuldigen zu bestrafen. Der Grundsatz kann
nicht für die Gefahrenabwehr gelten. Wäre es richtig zu sagen: Lieber
lasse ich zehn Anschläge passieren, als dass ich jemanden, der
vielleicht keinen Anschlag begehen will, daran zu hindern versuche. Nach
meiner Auffassung wäre das falsch."
Das von einem
Anwalt geführte LawBlog kommentiert
(hier übrigens auch eine interessante Diskussion in den Kommentaren):
"Schäuble
lässt also demnächst Menschen wegsperren oder sogar per finalem
Rettungsschuss behandeln, obwohl sie keinen Anschlag begehen wollen?
Nur, weil jemand ohne ausreichenden Verdacht (und damit irrigerweise)
mutmaßt, der Betreffende sei irgendwie gefährlich?"
Wohin
will Schäuble mit solchen Aussagen? Den Rechtsstaat abschaffen? Aber
steht zu solchen Ambitionen nicht ein gewisser Passus im Grundgesetz,
das doch zumindest ein Minister einigermaßen kennen sollte? Sicher,
Innenminister müssen qua Amt wohl Scharfmacher sein. Aber hier schlägt
einer doch zu sehr über die Stränge. Herr Schäuble braucht
offensichtlich dringend lange, sehr, sehr lange Ferien.
13/04/07
Wir haben doch nichts gewusst
"Anders als in einigen Nachrufen zu lesen, gilt es festzuhalten: Hans
Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner
des NS-Regimes. Allerdings konnte er sich den Zwängen des Regimes ebenso
wenig entziehen wie Millionen Andere. Wenn wir als Nachgeborene über
Soldaten von damals urteilen, dann dürfen wir nie vergessen: Die
Menschen lebten damals unter einer brutalen und schlimmen Diktatur! Hans
Filbinger wurde - gegen seinen Willen - zum Ende des Krieges als
Marinerichter nach Norwegen abkommandiert." - Oetinger in der
Trauerrrede zum Tode des Ex-NS-Richters und Ex-"Landesvaters" Filbinger
- weiterlesen
"Feig und lächerlich aber ist es, wenn die, die sie [die Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus] zu tragen haben, nun auf andere abwälzen wollen. Und doppelt verantwortungslos, wenn sie sich ausgerechnet diejenigen [aktive Aufgabenträger im NS wie von Eickstedt] dafür aussuchen, die die einzigen waren, die arbeiteten und dadurch hinderten und warnten." -- Prof. Egon von Eickstedt, auch nach dem Krieg noch einer der führenden Rassenkundler und physischen Anthropologen, zur Erstausgabe der Anthropologenzeitschrift HOMO 1950, S. 12
Erstaunlich, wie sich die Zitate gleichen, wenn man ihre Kernaussagen im fachlichen Transfer betrachtet. Die Argumentation kennen wir natürlich auch von den Angeklagten der Nürnberger Prozesse, reichlich. Oetinger beweist also Gutes Deutsches Traditionsbewußtsein. Nur die NPD wird sich mächtig ärgern, daß ihr hier wieder mal einer das Wasser abgräbt ...
Nachtrag:
Eine kleine
Entschuldigung, und alles ist wieder gut. Kann ja jedem mal
passieren. Oder ...?
90.000.000 Euro
... für den G8-Gipfel in Heiligendamm, wenn nicht gar noch wesentlich mehr. Anstatt dieses Treffen mit Betonung auf Arbeit auf einem Flugzeugträger oder einer einsamen Insel abzuhalten, wird das Geld aus dem Fenster geschaufelt wie kürzlich erst zum Possenspiel des Wildschweinbratens mit dem Allerchristlichsten Wiedergeborenen, aber das kostete ja nur schlappe 20.000.000 Euro - Peanuts. Und mit Sicherheit werden alle damit verbundenen Aufträge mit Betonung auf Sparsamkeit vergeben, wer könnte anderes denken. Interessanterweise fand beides im bekanntermaßen überreichen Osten Deutschlands statt.
Wenn angesichts dieser Hybris dieses Vorgehen verteidigende
Volksvertreter von "Haushaltslöchern" schwafeln und sich über in
"sozialen Hängematten" räkelnde Hartz-IV-Empfänger ereifern, gehören sie
geteert und gefedert.
Politiker, ihr beginnt wieder zu vergessen, daß
es euch ohne Volk nicht gäbe.
05/04/07
300: Kein Grund zur Aufregung
Daß der Iran gegen den Film "300" protestiert, da dort die Perser dämonisiert würden, und andere Stimmen über "faschistische Einschläge" sinnieren, klingt zunächst aufsehenerregend.
Hat man jedoch den Film gesehen, mutet es verwunderlich an, daß der Iran
sich allen Ernstes zu einer Beschwerde herabläßt. Denn der Sreifen ist
schlicht und einfach peinlich.
Nicht wegen seiner
Überzeichnungen, der einen oder anderen an sich interessanten
(allerdings spätestens seit "Gladiator" auch nicht eben neuen)
Farbgebung oder seiner Anleihen an einen
Doom3-"Killerspiel"-Splatter-Stil, die alle erkennen lassen, daß es sich
um eine Comicverfilmung und gewiß nicht um einen historischen Streifen
handelt. Dies wäre allerdings auch keine Entschuldigung der
vorgeworfenen Punkte.
Eher schon wegen einem wenig ausgefeilten
bis handwerklich ungelenkem Drehbuch mit teilweise schuheausziehenden
Dialogen, seiner bemühten Anlehungen an ein Mix aus Herrn der Ringe, die
dementsprechend auch fehlgehen - der mitgeführte Troll wirkt ebenso
unfreiwillig satirisch wie die wilden, aber unfähigen Orkhorden, und
auch Zottel-Boromir bekommt seinen Auftritt. Gewendet wurde das Ergebnis
dann noch in schalgewordener Rammsteinästhetik. Das Sahnehäubchen ist
aber der Erzähler, der mit Hyperpathos zu erklären bemüht zu sein
scheint, was den Bilder allein nicht zu vermitteln gelingt. Der nimmt
dem Film dann auch noch seine Popcornqualitäten.
Nein, sich über diesen Film aufzuregen, wird ihm nicht gerecht: Dazu ist er zu unbedeutend.
25/03/07
Gratulation!
Herzlichen Glückwunsch, schöne Dame - es bleibt ein spannender Weg, der vor den Hufen Eueres Stiers liegt!
23/03/07
Ist Geld Weniger ist wichtiger als Wohnungsraum Aller?
Es ist heute schon so, daß unter dem Unwort der "Wertschöpfung" in
Berlin Häuser von nicht ortsansässigen Unternehmen aufgekauft und dann
mit dem Streben nach maximalem Gewinn "verwaltet" werden. Kaum dürfte es
im Interesse dieser Unternehmen liegen, daß die vor Ort Lebenden davon
profitieren - es geht schließlich um Gewinnmaximierung in die Taschen
einiger Weniger, und die ist mit Menschenfreundlichkeit wohl kaum
vereinbar.
Nun ist aber eine Stadt dazu da, daß Bürger in ihr leben,
Bürger, die letztlich diese Stadt erst möglich gemacht haben, und nicht,
daß das Pack der Heuschrecken das Ergebnis absahnt und sich bereichert.
Damit
das nicht passiert, haben wir eigentlich einen Staat. Denn die
vornehmste Pflicht des Staates muß der Schutz seiner Bürger vor äußeren
Gefahren sein - ohne Bürger kein (demokratischer) Staat, eine
Binsenweisheit, wie man meinen könnte. Ob er aber dieser Pflicht durch
die aktuelle Zulassung von Immobilienunternehmen zur Börse gerecht wird
(was man angesichts der bisherigen Unterlassungen schon genug in Frage
stellen kann), mag trotz der Beschränkungen wohl bezweifelt werden.
Man
kann eine Gesellschaft auch gezielt destabilisieren. Einerseits die
Heuschrecken vollmundig in der Tagesschau kritisieren, ihnen aber
andererseits neue Einfalltore aufzureißen, ist ... typisch Politiker.
Im
Übrigen: Der "starke Staat", der
sich durch Verbote und Repression in den Alltag seiner Bürger einmischen
will und diese letztlich zu entmündigen droht, ist natürlich
keine Alternative - hat aber mit obigem auch wenig zu tun.
Nachtrag:
Und wieder eine Meldung: Kaum wurde privatisiert, steigen
die Berliner Mieten und reißen den Mietspiegel gleich mit.
Hauptsache, die Aktien steigen.
22/03/07
Klassenjustiz
Bewährungsstrafe ... der Schockwellenreiter
hat Recht.
Aber nein, wir sind natürlich keine Bananenrepublik
...
24/02/07
Antiamerikanismus? Nein.
Auch wenn das vorangegangene Posting den Eindruck erwecken mag: Der Begriff "Anitamerikanisch" ist dafür nicht zutreffend. Warum?
- Das Land zu hassen, wäre unsinnig. Wenn man ihm vorwirft, auf Kosten der südlichen Hämisphere zu parasitieren und Ressourcenkriege zu führen, so kann man als jemand, der selber in einer gleichfalls auf Kosten des Südens, der Umwelt etc. florierenden Gesellschaft lebt und davon profitiert, sich wohl kaum über andere erheben.
- Die Menschen zu hassen, wäre dumm. Viele US-Amerikaner legen im Gespräch oder in der Zusammenarbeit eine Offenheit und (eben nicht immer nur vorgeschobene) Freundlichkeit an den Tag, von der wir uns eine Scheibe abschneiden können. Das gleiche gilt für die Multikulturalität der US-amerikanischen Gesellschaft, die natürlich nicht immer ganz rund läuft, in vielen Bereichen aber eben doch hervorragend funktioniert.
- Nicht alles Schlechte geht von den USA aus. Im Gegenteil. Ob dies nun Erfindungen, wissenschaftliche Erkenntnisse, neuartige Ansätze, dingliche Annehmlichkeiten oder frische Gedanken sind, vielleicht durch ihre Größe und eben ihre Multinationalität kommen aus diesem Land immer wieder höchst positive Impulse. Ob diese nun Care Paket, OS X, Jugger, Oscars, Swing oder wie auch immer heißen.
- Deutschland floriert nicht zuletzt wegen der Aufbauhilfe der USA. Auch wenn diese Aufbauhilfe zunächst im Wesentlichen der Rolle als Pufferzone und potentielles Schlachtfeld des Kalten Krieges geschuldet war. Hier hat das sogenannte "nation building" funktioniert.
- Die USA sind anders. Sie sind eine souverände Gesellschaft und können daher auch grundlegende Werte anders definieren als Deutschland oder Europa. So kann man vielleicht die gewagte, aber immer wieder zu belegende Feststellung treffen, daß Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes, "Die Würde des Menschen ist unantastbar", in den USA einfach nicht existiert, und der korrespondierende amerikanische Paragraph anders verstanden wird. Ebenso ist die Auffassung von persönlicher Freiheit anders geartet als bei uns. So werden dort Minderjährige nach Erwachsenenstrafrecht abgeurteilt, harte Gefängnisstrafen leichtfertiger ausgesprochen, Repression massiv umgesetzt, Polizisten totalitären Regimen nicht unähnlich Selbstherrlichkeit und extreme Machtausübung gewährt, und die Todesstrafe in einigen Bundesstaaten weiterhin ausgeführt; ganz zu schweigen von staatlich gedeckter Folter. Darüber kann man sich aufregen, insbesondere vor dem Hintergrund der vielen positiven Seiten des Landes - aber es ist letztenendes dennoch eine landesinterne Mentalitätsfrage, deren Souveränität wir mit unseren anders gearteten Werten nicht anzugreifen (wenngleich natürlich zu kritisieren) haben. Wenn aus unserer Sicht beispielsweise Ereignisse in den USA ein wenig wie von einer Nation mit pubertären Hormonstörungen verursacht anmuten, so illustriert das die Unterschiede in der Mentalität. Und es liegt in der Natur grundlegender Mentalitätsunterschiede, der jeweils anderen Seite befremdlich zu erscheinen.
- Ein großes Problem stellt das Sendungsbewußtsein der USA dar: Was das Land in seinem Inneren tut, ist salopp gesprochen sein Problem, was es nach außen trägt, kann zum Problem der gesamten Welt werden. Man muß sich vor Augen halten, daß eine Nation, die wie eingangs erwähnt auf Kosten anderer lebt, sich anmaßt, die Welt in moralische Kategorien von "Gut" und "Böse" einzuteilen und Angriffskriege zu führen, die vor allem eben dem Ressourcenschutz, innenpolitischer Stabilisierung oder einer US-freundlicheren politischen Landkarte dienen.
- Man muß sich auch auf der Zunge zergehen lassen, daß freie Meinungsäußerung wie beispielsweise in Gestalt dieser Blog-Einträge dazu führt, daß der Verfasser damit zu rechnen hat, als "Unwanted Person" am Flughafen zurückgewiesen zu werden, sollte er wieder einmal die USA besuchen wollen. Zwar widerspricht das unserem Freiheitsverständis, wie erwähnt aber nicht zwingendermaßen dem der USA - anders gesagt ist man eben selbst schuld, wenn man in die USA einzureisen versucht, denn als Gast muß man natürlich die Werte des Gastgeberlandes akzeptieren. Dennoch schade, wenn man bedenkt, wie interessant und bereichernd der persönliche Austausch mit den US-Amerikanern doch eigentlich ist.
- Um die Anwendung der Folter durch die USA gegen Nicht-Amerikaner durchzulesen, inklusive Frierfolter udn Würgetechnik, lese man einfach den Bericht der ABC News. Viel Vergnügen.
Die USA verstehen es, zugleich zu begeistern und abzuschrecken, erstaunlich widersprüchlich und gerade deswegen auch faszinierend (zugegeben, nicht gerade im positiven Sinne faszinierend).
23/02/07
USA sperren minderjährige deutsche Touristin bei Einreise in Einzelzelle
Eine Überschrift, wie sie einem Boulevardblatt entspringen könnte. Nur leider wahr. Die Jugendliche wurde verhaftet und in eine schön videoüberwachte Einzelzelle gesteckt, weil grundlos vermutet wurde, sie wolle bei Unseren Amerikanischen Freunden Au Pair-Mädchen spielen. Schon der Verdacht begründet natürlich die Gefährdung der nationalen Sicherheit, ganz zu schweigen von einem tatsächlich eingesetzten "undercover-Au Pair"-Mädchen aus dem grauenhaften Barbarenstaat der Teutonen ... - Das Nachtmagazin der ARD vom 1.3. hat diese seine Meldung nicht im Internet archiviert, daher kein Link.
Nicht unbedingt eine Neuigkeit, wenn man bedenkt, daß die gut ausgebildeten Sicherheitsbeamten auch schon Physiker zurückgeschickt haben, weil die zu einem Kongress zu Lasertechnik reisen wollten. Laser erinnerte die Staatsmacht offenbar an von ihnen offenbar für Nachrichten gehaltene Science-Fiction-Filme. Oder die Meldung über das Einsperren eines hochdekorierten Professors wegen unbefugten Überquerens der Straße und mangelndem Respekt gegenüber anonymen Polizeibeamten. Oder das Abweisen eines belgischen Diplomaten am Flughafen. Oder das Misshandeln und Verhaften eines Photojournalisten durch die Polizei, der nur eben diese Polizei fotografierte. Oder oder oder oder oder ...
Also, wer in The Land Of The Free einreisen will, sollte sich lieber
warm anziehen. Und das Pack der Aufrechte Hort der
Guten Und Heiligen Westlichen Werte beklagt sich über Rückgang des
Tourismus seit dem 11. September ... bestimmt ist daran allein die Angst
der Touristen vor dem Terrorismus schuld. Und nein, dies hier ist nicht
Antiamerikanismus, liebe Worthülsenkanoniere, sondern schlicht ein
Ausdruck von längst resignierter Fassungslosigkeit.
17/02/07
Stanislav Lem könnte Recht behalten - aber invers
In seinem Roman "Der Unbesiegbare" erzählt Stanislav Lem (Nachruf)
von einem Raumschiff, das auf einem fernen Planeten landet. Der Planet
ist verödet und tot - mit Ausnahme winziger Fliegen, die sich als
Mikroroboter herausstellen. Entwickelt von einer ehemaligen
Zivilisation, führten die Mikroroboter einst Krieg gegen ebenfalls zu
diesem Zweck erbaute Großroboter - und besiegten sie durch ihre
einfache, aber effektive Schwarmintelligenz. Ihre Erschaffer sind da
längst von ihnen zermalmt worden.
Liest man über die derzeitigen Bestrebungen,
insektengroße Roboter zu bauen, erscheint das Buch von Lem
gleichsam wie ein böses Omen. Nur sozusagen "invers": es wären die
Rollen von Menschen und Außerirdischen vertauscht.
Wir
bekommen schon eigenwillige Ameisenstaaten kaum in den Griff - wie erst
von uns selbst programmierte, irgendwann einmal sicherlich autonom
handelnde Miniroboter?
21/01/07
Umbenennung eines Teils der Kochstr. in Dutschke-Str.
Das Bürgerbegehren der CDU
gegen eine Umbenennung eines Teilstücks der Kochstr. in Rudi-Dutschke-Str.
ist GESCHEITERT!
Fortan gibt es die
Danke, Kreuzberg! Wunderbar.
Hier stehen reichlich Hintergrundinformationen zur Person Rudi Dutschke
(angesichts des selbstgerechten und von modischer Ignoranz geprägten
68-Bashings und der sich
vor hysterischem Zorn überschlagenden Kommentare von Lesern eines passenden
Blattes eine empfehlenswerte Lektüre). Im Übrigen die Straße
Vorfahrt gegenüber der Straße mit dem Namen des Gründers jenes Konzerns,
der ein gewisses Hetzblatt betreibt - warum dieser Herr auch
immer eine Straße "verdient" haben mag (siehe
auch hier).
Selbstverständlich haben Anwohner Klage eingericht
usw.. etc. pp., vermutlich wegen so unzumutbarer Dinge wie
Adressänderungen auf Briefköpfen, wie es nicht anders zu erwarten war.
Aber nach dem Ritt dürfte das doch hoffentlich kein Hindernis mehr sein.
20/01/07
Nur mehr Verachtung
"Die Akten offenbaren ein Maß an Heuchelei, das selbst im zynischen Politikbetrieb ungewöhnlich ist. Während man nach außen hin so tut, als setze man sich nach Kräften für den Delinquenten ein, macht man sich intern Gedanken, wie man ihn sich vom Leibe halten kann." - weiterlesen
Kein reales Kreuz mehr bei der nächsten Wahl - damit die Stimme zählt, wird wohl irgend eine Unsinnspartei sie bekommen. Immer noch besser, als sie solchen Parteien zu schenken.
(Für Paragraphenreiter: Natürlich ist dies alles meine persönliche und freie Meinung.)
18/01/07
Wer Gut ist, darf auch jedermann foltern: Bericht eines Guantanamo-Häftlings
In der Los Angeles Times findet sich der Bericht des
Guantanamo-Häftlings Jumah al-Dossari. An sich wohl nicht überraschend,
aber in seiner Ausführlichkeit doch bedrückend zu lesen. Erstaunlich,
daß jenes Land immer noch zu den "Rechtsstaaten" gezählt wird.
Bevor wir nun aber auf die Allerchristlichsten Heilsbringer zeigen, mögen wir
bedenken, daß der in Bremen geborene, wenngleich nicht deutscher
Staatsangehörigkeit, aber von der werten Türkei auch nicht als Türke
anerkannte, Murat Kurnaz mit neunzehn (19) Jahren 2001/2002 unschuldig
in das Lager Guantanamo deportiert worden ist und bis vergangenes Jahr
dort sitzengelassen wurde - siehe
Bericht von Amnesty International.
Merke: Mit 19 Jahren für 4 Jahre
unschuldig in viehische Haft genommen, und die BRD tat machtlos und lud
stattdessen den obersten Wiedergeborenen zum Wildschweingrillen ein.
Bravo. Um der Gerechtigkeit Willen muß allerdings auch erwähnt werden,
daß der Fall nun ein Nachspiel hat - wenngleich abzuwarten bleibt,
welche realen Konsequenzen dieses Nachspiel haben wird.
Nun aber
zu dem Bericht al-Dossaris.
"In January 2002, I was picked up in Pakistan, blindfolded, shackled, drugged and loaded onto a plane flown to Cuba. When we got off the plane in Guantanamo, we did not know where we were. (...) At Guantanamo, soldiers have assaulted me, placed me in solitary confinement, threatened to kill me, threatened to kill my daughter and told me I will stay in Cuba for the rest of my life. They have deprived me of sleep, forced me to listen to extremely loud music and shined intense lights in my face. They have placed me in cold rooms for hours without food, drink or the ability to go to the bathroom or wash for prayers. They have wrapped me in the Israeli flag and told me there is a holy war between the Cross and the Star of David on one hand and the Crescent on the other. They have beaten me unconscious." - weiterlesen (LA Times)
Von der Authentizität des Berichts dürfte man angesichtes des
Berichts bei Amnesty International ausgehen können; die geschilderten
Praktiken fügen sich auch in das, was aus dem Lager der Heiligen
Gerechten Gutverachsten bereits bekannt ist - und aktuell auch in die
Berichte eben von Kurnaz.
Nachtrag:
In gewisser Weise
passend zum Thema
ist dieses Video von US-Polizisten, die einen harmlosen Studenten, der
seinen Studentenausweis vergessen hatte, mehrfach mit "Tasern"
(Elektroschockern) beschießen. Insbesondere am Ende ist der Satz eines
Polizisten gegenüber einem anderen Studenten, der mit ihm sprechen will,
doch bemerkenswert: "Back off there, or you gonna get tased, too."
(
Artikel)
Es fügt sich in die Verhaftung und das
Einsperren eines Professors wegen widerrechtlichen Überquerens einer Straße
.
Und mittlerweile soll die US-Justiz in den anstehenden Militärprozessen
auch
Hörensagen als Beweismaterial akzeptieren dürfen. Was kommt als
Nächstes? Der gute alte Scheiterhaufen?
Dieses Vorgehen
erinnert mehr an das Vorgehen totalitärer bzw. faschistischer Regime und
Polizeistaaten, nicht jedoch an einen Rechtsstaat.
10/01/07
USA: Historiker für 8 Stunden im Gefängnis - weil er die Straße überquerte
Ein Historiker ist zu Boden geworfen, verletzt, in Handschellen gelegt
und für acht Stunden ins Gefängnis gekommen,
weil er widerrechtlich eine Straße überquert hatte, dabei
erwischt wurde und sich dann erdreistete, einen Zivilpolizisten nach
seiner Identifikation zu fragen.
Seine
19 wissenschaftlichen Publikationen und sein Professorentitel waren es
vermutlich, die diese aufrechten US-Amerikaner davon zurückhielten, ihn
auf den Stuhl zu setzen und sie so gnädig stimmte, die Anklage fallen zu
lassen.
10/12/06
Kein Science-Fiktion: Fliegende Kampfroboter in Straßenschluchten
Beim Raben
findet sich eine Zusammenstellung diverser Überlegungen der britischen
Regierung, Kampfdronen für den Zweck der Überwachung, der Aufklärung und
vor allem des sowohl militärischen als auch de facto
terroristischen Kampfes zu entwickeln.
Neben weitegehend autonom
operierenden Bomberschwärmen wird an "UAVs" gebastelt, die
"senkrecht starten / landen und multimodal zur Videoüberwachung, Zielerfassung
und -erkennung oder zum Zerstören bzw. Töten identifizierter Zielobjekte
und -personen verwendet werden kann. Das liest sich bei Aurora dann so:
'GoldenEye 80 is designed to give company commanders the ability to
spot, identify, designate, and destroy targets' said Aurora CEO John
Langford. 'With its powerful sensors and quiet operation, the aircraft
can dash to a target area, hover motionless in the sky, and observe and
designate a target – all without being heard by people on the ground.'"
-
weiterlesen
Und das alles ist keine Fiktion mehr, sondern
realisierbar - beim
stationären südkoreanischen Kampfroboter bleibt es nicht. Wie
schön, daß wir uns bald nicht einmal mehr werden bewegen müssen, um uns
gegenseitig abzuschlachten. Das sind dann wirklich:
Killerspiele.
29/11/06
Veruntreuung lohnt sich - aber nur im großen Stil
... als "Strafe" in Zeiten der Hartz-IV-Diskussionen 10% zahlen, aber
90% behalten. Anlässlich der heutigen Einstellung des Strafverfahrens
gegen Ackermann & Co gegen einen Geldbetrag von weniger als drei
Monatsgehältern erklärt
Jerzy Montag:
"Niemand kann den Bürgerinnen und Bürgern erklären,
dass die Veruntreuung von ca. 60 Mio. Euro eine Straftat sein soll, bei
der die Schuld nicht schwer wiege und deshalb eine klaglose Einstellung
des Strafverfahrens erlaubt sein soll.
Jeder "Otto-Normalbürger"
bekommt bei Straftaten mit einigen Tausend Euro Schaden die volle Härte
des Gesetzes zu spüren. Nicht so aber Ackermann & Co. Das Öffentliche
Interesse an der Aufklärung dieses bislang größten deutschen
Wirtschaftsstrafverfahrens mit einem Schaden von über 60 Mio. € ist
immens und nicht wegzudiskutieren.
Es ist ein Skandal, dass sich
die Staatsanwaltschaft dieses öffentliche Interesse gegen Zahlung von
weniger als 3 Monatsgehältern - zahlbar also aus der Portokasse - hat
abkaufen lassen. Die Verfahrenseinstellung im Fall Mannesmann schädigt
das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit und verdeutlicht, dass nicht
alle vor dem Gesetz gleich sind."
Nachtrag:
Wie
Pispers implizierte: Jetzt ist endlich die Zeit, Banken zu überfallen.
Einfach 10% der Beute wieder zurückgeben, dann ist alles in Butter.
28/11/06
Hitler der Große
Der Anstreicher als angenehm persönlich dargestellte Abendunterhaltung,
gern auch als fotogenes Pin-Up auf Titelseiten deutscher
Nachrichtenmagazine ist nicht neu, ebensowenig die Interviews mit
gealterten Nazischergen über ihre romantischen Erinnerungen.
Aber der Titel "Große Diktatoren" der ZDF-Serie mit einem Teil über
unseren hauseigenen Massenmörder ist dann doch entweder aus
außerordentlicher Naivität gewählt worden oder, wahrscheinlicher, der
unübertroffenen und skrupellosen -
und natürlich erfolgreichen - Dreistigkeit des Marketing zu verdanken.
Erstaunlich nur, daß diese Titelwahl nicht auf größeren Widerstand stieß.
15/11/06
Funktionsfähiger Kampfroboter in Südkorea?
Selbst wenn es ein Fake ist, ist es doch bezeichnend: Dieses Video zeigt
einen (angeblichen? Aber sehr real aussehenden) stationären
Kampfroboter Südkoreas in Aktion. Er identifiziert menschliche Ziele
und tötet sie bei Bedarf.
Das Ding kommt einem doch bekannt vor
- ist es doch im Grunde nichts anderes als eine der alten
DDR-Selbstschußanlagen, nur daß es sicherlich zuverlässiger tötet und
dabei eine perfide Auswahl trifft.
Hier der Werbefilm: Robot Sentinella (Dailymotion). Arnie läßt grüßen.
(via
Schockwellenreiter)
09/11/06
Brandenburg: Eine der letzten Ahornalleen soll wegen Geld gefällt werden.
Bravo, Brandenburg, das ist großes Kino: Eine
komplette Allee soll aus fadenscheinigen Gründen gefällt werden (es könnte
theoretisch ein Ast von einem völlig gesunden Baum auf einen erstaunten
Autofahrer - von laut Deutschlandfunk nicht einmal 300 am Tag -
herabfallen), ausgerechnet in dem Landschaftsjuwel Barnim.
Ganz
ausgezeichnet, das Possenspiel der verehrten Regionalpolitiker. So macht
man sein Land kaputt. Andererseits, warum nicht noch schnell absahnen,
bevor das ganze erst zur braunen Wüste wird und dann unter dem
Meeresspiegel verschwindet? Eigentlich also weitsichtige Politik.
Respekt.
"Das nennt man „den Bock zum Gärtner machen“. (...)
Die Kreisverwaltung beantragte die Fällung von 726 Bäumen in einer
geschützten Allee. Die anerkannten Naturschutzverbände wandten sich
während des gesetzlichen Anhörungsverfahrens dagegen. Die Sache lag beim
Landesumweltamt. Die Kreisverwaltung war sich ihrer Sache sicher und
tönte öffentlich, dass man dessen Entscheidung akzeptieren werde. Das
Landesumweltamt entschied mit Blick auf die Brandenburger Verfassung für
den Erhalt der Allee. Jetzt schaltete sich Landrat Ihrke ein, schrieb an
Minister Woidke, der daraufhin das Landesumweltamt zurückrudern ließ.
Schönes Lehrbeispiel für das Funktionieren des Verwaltungsapparates." -
weiterlesen
Pressemitteilung
Wems nicht passt, der kann selbstverständlich etwas unternehmen -
weiterverbreiten (bloggen!) dieser Sache beispielsweise
oder auch dem Aufruf folgen:
Spendenaufruf für die Allee Rüdnitz - Danewitz Die Allee Rüdnitz - Danewitz ist eine der ältesten und schönsten, noch zusammenhängenden Ahornalleen im Land Brandenburg. Mit ihrem geschlossenen Kronendach stellen die 726 Bäume einen wertvollen Landschaftsbestandteil und ein touristisches Highlight im Barnim dar. Im Zuge von Straßenverbreiterungsarbeiten will die Kreisverwaltung Barnim die Allee komplett beseitigen. Über 2 Millionen Euro an EU-Mitteln sollen in ein schlecht vorbereitetes Projekt verbaut werden. Für die insgesamt 4.700 Meter lange Kreisstrasse, die lediglich von etwa 250 Fahrzeugen pro Tag frequentiert wird, würden die Kosten in den zwei Bauabschnitten damit mehr als 400 Euro pro laufendem Meter betragen. Tatsächlich aber wäre die deutlich günstigere Erneuerung der Fahrbahnoberfläche aus verkehrstechnischer Sicht völlig ausreichend. Die Komplettrodung der mehr als hundert Jahre alten, überwiegend vitalen Alleebäume würde eine Naturzerstörung ungeahnten Ausmaßes bedeuten. Hinzu kommt, dass „Dämme eingerissen werden“ und es zukünftig um den Schutz weiterer Alleenaltbestände in Brandenburg schlecht bestellt wäre. Ein Präzedenzfall und ein Politikum also. Die neuesten politischen Entwicklungen in der Angelegenheit Allee Rüdnitz - Danewitz sind besorgniserregend. Noch vor zwei Wochen schien sie gerettet zu sein. Dann vollzog das Landesumweltamt (LUA) eine Kehrtwende und hat sich in der Frage der Alleefällung plötzlich für nicht zuständig erklärt. So gab das LUA, vermutlich auf Druck des Umweltministers Dietmar Woidke, die Entscheidungsbefugnis unverständlicherweise an die Kreisverwaltung Barnim zurück. Nun besteht die Gefahr, dass die Untere Naturschutzbehörde erneut dem Antrag des Bauordnungsamtes für die Komplettrodung eine Genehmigung erteilt. Ein Paradoxon: Denn die Behörden des Landesumweltamtes haben sich lediglich in der Sache für nicht zuständig erklärt, keineswegs jedoch ihre fachlich fundierten Argumente zurückgezogen, die eine Beseitigung der Allee aus naturschutzrechtlichen sowie aus Gründen des Gemeinwohls verbieten. Nun wird die letzte Möglichkeit für den Erhalt der Allee wohl nur noch im Klageweg liegen. Als gemeinnütziger, anerkannter Naturschutzverband erklärte sich die Grüne Liga Brandenburg e.V. bereit, rechtliche Schritte einzuleiten. Allerdings ist sie auf Spenden angewiesen. Eigene Mittel sind nicht vorhanden. Ich möchte Sie daher eindringlich bitten, für den Erhalt der Allee zu spenden. Die zweckgebundenen Spenden können steuerlich geltend gemacht werden. Ich habe bereits einen Betrag auf das Spendenkonto überwiesen und damit den ersten Schritt getan. Als Alleenbefürworter sind wir für jeden gespendeten Euro dankbar. Denn dieser Naturfrevel muss verhindert und der Steuergeldverschwendung als Folge einer blinden Fördermittelpolitik Einhalt geboten werden.
Das Spendenkonto: Grüne Liga Brandenburg e.V. Kontonummer 2000 55
000 VR Bank Lausitz, BLZ 180 626 78 Stichwort: Allee Rüdnitz -
Danewitz Dr. Andreas Steiner (SPD), Sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Landwirtschaft, Umweltschutz und Abfallwirtschaft (A5) des Kreistages Barnim |
Technortai Tags:
Brandenburg,
Allee
19/10/06
Online-Petition gegen Wahlcomputer
Wir erinnern uns: Als Bush junior zum ersten Mal zum Präsidenten gewählt
worden war, da war es eine knappe Mehrheit, die ihn auf den Thron hob.
Zugleich gab es Schwierigkaeiten mit den angeblich zuverlässsigen
Wahlcomputern, die Lochungen offenbar falsch eingelesen hatten.
Damit unser blindes Vertrauen in die digitale Neue Welt unsere Wahlen
nicht gleichfalls in die Gefahr bringt, zu einer Farce zu werden,
unterstützt der CCC eine
Online-Petition an den Deutschen Bundestag: Papierwahl mit Kreuzchen läßt
sich nachvollziehen, digitaler Datenschrott hingegen ganz ausgezeichnet
fälschen (und gegebenenfalls könnte man ja auch den Wähler gleich
mitidentifizieren). Was auch immer diese Petition bewirken mag - sie
schärft den Blick für eine wichtige Sache. Hintergrundinfos
gibts hier.
06/10/06
Geldautomaten GEZ-pflichtig
Die Absurdität der, man könnte sagen: "Fenstersteuer", die die GEZ wohl
vor allem zum Schaden kleiner Unternehmen erheben möchte, wird hier
deutlich: Da ein externer Geldautomat über Computer und Internetanschluß
verfügt, könnte er ja theoretisch fernsehen und Radio hören - deshalb
muß er auch GEZ-Gebühren zahlen,
meint die FAZ. Und hat irgendwie recht. Auf den Ausgang betreffender
Klagen darf man jedenfalls gespannt sein.
(via
LawBlog)
Und nicht vergessen: Kindergeld beantragen. Denn selbst
ohne eigene Kinder - Gerät ist vorhanden ...
01/10/06
Cora Stephan: Über die Dekadenz der Selbstzensur
"Aber die Absetzung von Mozarts 'Idomeneo' vom Spielplan passt nicht schlecht zu ihrer (Kirsten Harms) Analyse des weiblichen Prinzips in der Politik. (...) 'Weibliche Prinzipien', heißt es (in einem Beitrag für 'Cicero'), 'folgen dem Prinzip des Einfühlens, der Empathie.' Die Frage laute: 'Was will der andere? Was ärgert ihn? Was fürchtet er?' Das werden wir Frauen hierzulande wohl ewig fragen, auch dann noch, wenn wir längst zur Ganzkörperverschleierung übergegangen sind, weil unser Anblick fundamentalreligiöse Männer verletzen könnte." -- weiterlesen
Die Dekadenz der "Selbstzensur" und das opportunistische Aufgeben mühsam erkämpfer Werte aus vorauseilendem politischem Gehorsam heraus kommentiert Cora Stephan in ihrem heutigen Kommentar "Signale" in Deutschlandradio Kultur - lesenswert.
29/09/06
Anti-Nazi-Symbole verbieten? Ein großer Sieg für die Neonazis
Ein alter Streit ging mit dem Sieg der Neonazis aus: Anti-Nazi-Symbole
werden verboten. In der Vergangenheit hatten auch rechtsextremistische
Organisationen gezielt die Verwendung von Nazi-Symbolen seitens ihrer
Gegner angezeigt.
"Weil er Anti-Nazi-Artikel vertrieben hat,
ist ein Versandhändler vom Stuttgarter Landgericht zu 3600 Euro
Geldstrafe verurteilt worden. Der Handel mit T-Shirts, auf denen
zerschlagene Hakenkreuze zu sehen sind, verstoße gegen das Verbot der
Verwendung von Nazi-Symbolen." --
Quelle: SpOn
Hoffentlich hat der BGH da eine andere Meinung.
Herr, laß Gras wachsen! Graaaaaaaaas!
Nachtrag:
War das Photoshop oder hat die FIFA wirklich ein durchgestrichenes Hakenkreuz
im "Fifa-Fan-Guide" veröffentlicht? Bild hier: (sorry, im
Gegensatz zu der hoch achtenswerten Selbstanzeige von Frau Roth et al.
keine Zeit für Prozesse im Augenblick, also: Zensur - QED: Sie wirkt
....)
27/09/06
US-amerikanische Erziehung: Polizei fesselt 5jähriges Terror-Mädchen
Ich versteh sie nicht, die Nation der Extremst Gottgegebenen Guten. Aus
einer Liste zu Schulgewalt 2005 (es geht um ein fünfjähriges Mädchen
):
(A teacher) had her class performing a math exercise by counting
jelly beans when one little girl started acting silly. (She)
decided to take the jelly beans away from the 5-year-old girl. |
Very bad parenting skills indeed. Und es ist kein Einzelfall ... man möchte Obelix zitieren.
26/09/06
Vorauseilendes Wegducken vor Fundamentalisten
Weil in der Inszenierung von Mozarts Oper "Idomeo" neben den Köpfen von
Jesus und Buddha auch der von Mohammed rollt in die
Luft gehalten wird, wurde das Stück von der Deutschen Oper Berlin
abgesetzt - aus Furcht vor Islamisten.
Ist die selbstherrliche
Zensur durch tatsächliche oder eingebildete religiöse Fanatiker aller
Couleur schon, immer noch oder besser wieder so in unseren Köpfen
verankert? (Wir erinnern uns: Neben dem Karikaturenstreit gab es da auch
den Versuch, Madonna wegen einer Kreuzigungsszene anzuklagen, und
Stoibman raunte von Ketzerei). Nicht nur für den Sicherheitssektor gilt:
Wer der Furcht vor Terror nachgibt, der heizt ihn an. Noch dazu offenbar
grundlos:
"Regisseur Hans Neuenfels kritisierte die
Entscheidung als vorausgeeilten Gehorsam und Hysterie. Hier sei ein
„Nebengeräusch zu einem Hauptgeräusch gemacht worden, ohne es in der
Öffentlichkeit zu überprüfen“, sagte er dem Sender NDR Kultur.
Schließlich habe es seit der Premiere seiner Inszenierung 2003 weder
konkrete Terrordrohungen noch Kritik von Seiten islamischer
Organisationen gegeben." -
weiterlesen
19/09/06
arte-Themenabend über christlichen Fundamentalismus: "Intelligent Design"
"Vor 6 000 Jahren erschuf Gott die Erde. Da er Menschen und
Dinosauriern an ein und demselben Tag das Leben schenkte, gab es ein
fröhliches Miteinander. Zwar hatte der Schöpfer einige Dinos mit
durchaus beängstigendem Mordwerkzeug ausgestattet, das aber nutzten sie
nur, um Früchte zu schälen. Ihr friedliches Vegetarier-Dasein beendete
erst der Sündenfall." -
weiterlesen
Über den Versuch von
Ultrarechten und Machtpolitikern, die Wissenschaft in mittelalterlicher
Tradition unter die gefällige Interpretation eines alten Buches zu
knechten, berichtet der arte-Themenabend ab 20.40 Uhr. Da es
nicht nur in den USA, sondern mittlerweile angeblich auch hier diese
intelligent designten Märchenerzähler nach dem Ebenbild Gottes gibt, mag
sich ein Blick lohnen. Amüsant wird es jedenfalls.
Notiz:
Chips einkaufen. Und
His Noodly Appearance zu Ehren Spaghetti nicht vergessen!
Technortai Tags:
Intelligent Design, Kreationismus
14/09/06
NPD Niedersachsen: Vorbestrafter in den Kreistag
In Verden (Niedersachsen) ist der Rechtsextremist Rigolf Henning für die
NPD in den Kreistag eingezogen. Als Holocaust-Leugner sitzt er zur Zeit
eine Haftstrafe ab. mehr dazu im
NPD-Blog.
Die NPD macht derzeit in Berlin und MV Schlagzeilen durch
massive Behinderungen und körperliche Übergriffe auf die Wahlstände
anderer Parteien. Am Rande einer Antifa-Demo in Wismar vor den
Landtagswahlen (die am 17. September stattfinden) mußte die Polizei
einer Gruppe Skinheads mit gezogener Dienstwaffe Einhalt gebieten, als
diese im Eingang ihres Ladens Baseballschläger hervorzogen: Video bei
YouTube.
Geht wählen!
Nachtrag:
Das dumpfe Volk hat sich
mal wieder verführen lassen, und die NPD bedankt sich auch gleich,
wie man es von ihr erwartet: Journalisten werden auf Wahlparty der NPD
in MV angegriffen -
"Dabei griffen mehrere Rechtsextremisten einen
Fotografen der Nachrichtenagentur dpa ohne ersichtlichen Grund bei
seiner Arbeit an, schlugen ihn und warfen ihn gewaltsam aus dem Lokal."
-
weiterlesen
12/09/06
Lysistrata reloaded: "Streik der geschlossenen Beine" zwingt Gangmitglieder in die Knie
Mit einem "
Streik der geschlossenen Beine" haben die Frauen von Gangmitgliedern in
Kolumbien es geschafft, daß ihre Männer die Waffen
bei der Polizei abgaben. Wenn das Beispiel nur im großen Stil Schule
machen würde ....
Andrerseits, würden das viele der
Mächtigen überhaupt bemerken? - Volker Pispers
macht sich Gedanken dazu.
11/09/06
11.September 1973: USA helfen bei Zerstörung der chilenischen Demokratie
Auch das ist ein 11. September gewesen:
Pinochet putschte sich in
Chile durch die aktive Unterstützung der USA an die Macht. Salvador
Allende, der demokratisch gewählte Präsident des Landes (und Marxist),
wurde im Verlauf des Putsches ermordet. Bush hätte wohl kommentiert:
"Chile ist seit dem 11. September sicherer geworden".
Den unzähligen Folteropfern, Verschleppten, Ermordeten und Vertriebenen
der Pinochet-Dikatur von US-Amerikas Gnaden soll an dieser Stelle
gedacht werden.
04/09/06
Heuschrecken über Berlin
Das asoziale Unwort "Wertschöpfung" (sprich: Aus&für Nichts Geld auf
Kosten der Nutzer generieren) geistert
in der Hauptstadt um: Die Berliner Zeitung
widmet sich in einem Beitrag über die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt
. Günstige Wohnungen werden von asozialem Pack ach so
dringend benötigten Investoren gekauft, und dann sollen, so die
hochherrliche Vision, die Mieten hochgejagt werden - wie bei
Heuschrecken Investoren üblich, nicht um des Erhalts der Häuser
Willen, sondern natürlich wegen dem persönlichen Profit einiger Weniger
auf Kosten aller:
"Der Berliner Mieterverein (BMV) sieht die
Entwicklung kritisch. BMV-Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter
befürchtet, dass die Mieter "die Leidtragenden" der Verkäufe sind, weil
die Mieten zwecks Steigerung der Renditen so weit es geht erhöht würden
und weniger in die Instandhaltung investiert werde. (...) 'Wohnungen
werden eine Handelsware, aber wir können nichts dagegen tun. Im Zuge der
Globalisierung müssen wir es hinnehmen.'"
Im Grunde
(und nein, nicht im Sinne des StGB) könnte man dies als indirekten Raub
an der Gesellschaft bezeichnen, der jedoch, wie schon zu Zeiten des
Hochadels und der Großgrundbesitzer bewundert, angehimmelt und als
großes Vorbild verkauft wird. Zustände wie in London sind ja auch
wirklich erstrebenswert, wo man mit einem guten Gehalt gerade mal
zwanzig Quadratmeter mieten kann. Das sollte uns der Wohlstand einiger
Schlipsträger und Yachtbesitzer doch wirklich wert sein!
Was
soll's, wir sind an unserer Gesellschaft schließlich selber schuld.
Berliner, verteidigt Euere Stadt? - Träum weiter.
29/08/06
Protest gegen GEZ-Gebühren für PCs - die angeblich auch bei bereits vorhandener Beitragspflicht zusätzlich anfallen?
Weiß jemand mehr über die unter anderem von Berliner Ärzten ins Leben
gerufene Unterschriftenaktion
http://www.pc-protest.de/?
Wenn diese seriös ist, dann wäre eine
Teilnahme sicher nicht verkehrt.
Zudem weiß ich nicht, ob es nur der
brodelnden Gerüchteküche geschuldet ist oder tatsächlich angedacht ist:
Daß auch Personen, die Fernseher und Radio angemeldet haben und dafür
bereits (hohe!) Gebühren zahlen, zusätzlich mehrere
hundert Euro für Computer am Arbeitsplatz zu zahlen haben werden. Aber
liebe GEZ: Fernseher und Radio reicht. Für einen zusätzlichen PC steht
Euch kein roter Cent zu - das wäre nun wirklich eine "Fenstersteuer"!
"Ich soll also Gebühren dafür zahlen, dass ich ein internetfähiges Gerät
besitze, auch wenn ich gar keinen Internetanschluß habe? Tja, dann werde
ich mal ganz schnell Kindergeld beantragen. Ich habe zwar noch keine
Kinder, aber das Gerät ist vorhanden." - Spiegel Nr. 32
Mal sehen, was nun wird ...
Technorati Tag: GEZ, Fernsehgebühren
23/08/06
Bonner Art-Deco-Theater soll abgerissen werden, für ein Einkaufszentrum - am Denkmalschutz vorbei
Wir brauchen dringend Investoren, viele, viele Investoren, die viele,
viele Shopping-Malls aufbauen, weil wir brauchen Einkaufszentren, mehr,
viel mehr Einkaufzentren, überall, um jeden Preis,
und
deswegen soll das Metropol in Bonn umgebaut und teilweise abgerissen
werden - seines Zeichens eines der letzten Art Deco-Theater
Deutschlands. Na, der Kommerz heiligt bekanntlich die Mittel. Was
geschehen soll:
- Entfernen der Eingangstreppe
- 80 m Schaufensterfassade
-
Einziehen eines zusätzlichen Ebene in Balkonhöhe im Bühnenhaus
- Durchbruch zu den Nachbargebäuden rechts und links
-
Rolltreppenanlage im bisherigen Zuschauerbereich unter der Kuppel
Dagegen
begehrt nun eine Bürgerinitiative auf. Schon 1983 waren die Bonner
Bürger erfolgreich - werden sie auch heute noch erfolgreich in der
Heuschreckenbekämpfung sein?
19/08/06
Madonna wegen "Gotteslästerung" anzeigen - in Deutschland?
Es ist nun so, daß nicht nur in den USA die Fundamentalisten durchdrehen, sondern ab und zu auch in unseren Landen.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf prüft Madonnas kommenden Auftritt
wegen "Gotteslästerung", da die Sängerin sich bei ihren
Bühnenshows an ein mit Spiegeln besetztes Kreuz hängen läßt, inklusive
Dornenkrönchen. Und da machen wir uns über die katholischen Fundis in
Polen lustig ...
Herr, laß Gras wachsen, die Zahl der Rindviecher
nimmt ständig zu.
16/08/06
Grass und die Waffen-SS
Was ist da passiert - da hat einer der bedeutendsten deutschen
Schriftsteller eröffnet, daß er als Jugendlicher zur Waffen-SS
eingezogen worden ist. Es heulen neben jenen, die berechtigte Kritik
anbringen, die Vielen, die aus Neid und Mißgunst heulen oder jene, die
damals selbst gern vorne gestanden hätten und eben deswegen umso lauter
heulen gegen den, den sie im Grunde ihres Herzens als Nestbeschmutzer
ansehen müssen.
Nestbeschmutzer, denn: Im Gegensatz zu
vielen anderen hat Grass der Öffentlichkeit zwar seine Mitgliedschaft
vorenthalten, sich jedoch, seit er erwachsen geworden, für die
Demokratie, gegen die Ewiggestrigen eingesetzt, und zwar gegen massive
Anfeindungen und Opposition insbesondere der Rechten und der bürgerlich
Konservativen unserer auf wundersame Weise demokratisch gebliebenen
Republik. Wie viel lieber muß einem Demokraten aber ein engagierter
Kämpfer für Demokratie und Menschlichkeit sein, der einen Teil seiner
jugendlichen Vergangenheit verschweigt, gegenüber jenen, die sich
schönhubernd mit der Mitgliedschaft in jener schwarzen Truppe brüsten
und das wunderbar Kameradschaftliche der Waffen-SS herausstellten, zumal
der alten, also jener, die noch keine Milchgesichter einzog, sondern
stramme arische(*) Hitlersjünger. Oder gegenüber jenen Unzähligen, die
nach einer feinen Entnazifizierung reichlich mit Persilscheinen
ausgestattet in Amt und Würden zurückkehrten, ja sogar wie im Falle
eines führenden Rassenkundlers im Nachkriegsdeutschland Ehrenmitglied
der Deutschen Forschungsgemeinschaft geworden sind.
Daß Grass in
jugendlicher Verblendung vom Nationalsozialismus durchaus angetan
gewesen ist, hat er nicht verschwiegen; im Gegensatz zu den
Ewiggestrigen und vielen heutigen Kriegstreibern und Revanchisten hat er
jedoch daraus Konsequenzen gezogen und nach der bedingungslosen
Kapitulation laut und unbeirrbar gegen jene angeschrieben und sich
politisch aus Überzeugung für unsere Republik engagiert. Den einfachen
Weg eines unpolitischen Schriftstellers, der heutzutage sehr populär
geworden ist, hat er nicht beschritten, und dafür gebührt ihm m. E.
Hochachtung.
(*) Es entsprach dem wissenschaftlichen Konsens der
Rassenkunde re. Anthropologie - seinerzeit eine international durchaus
anerkannte Wissenschaft - daß die sog. "arische Rasse" ein Hirngespinst
sei, wie führende Wissenschaftler wie Fritz Lenz auch während der
NS-Zeit unbekümmert schrieben; in diesem Sinne wird der Begriff hier auf
die Mitläufer, Wasserträger, Paladine und Profiteure der NS-Diktatur und
ihrer politischen Vertreter im allgemeinen angewandt.
03/08/06
Die Bahn: Börsengang mit Steuergeldern
Eine interessante Betrachtung des Mehdorn-Interviews zum geplanten
Börsengang der Bahn und den angeblichen Notwendigkeiten dieses
Börsengangs (wir erinnern uns: Die Bahn ist ein durch enorme
Steuermittel jahrzehntelang finanziertes Ding - allein in den letzten 10
Jahren 90 Milliarden)
findet sich bei den NachDenkSeiten mit Verweis auf die Aktion "
Bahn für alle" (In den NDSeiten auch Gedanken zum Umsichgreifen des
Ausverkaufs des Volksvermögens).
Na denn frohes
Tafelsilberverscheuern - Herr H. M. muß es ja nicht ausbaden.
02/08/06
Tagesspiegel-Blog: Der Libanon verglichen mit NS-Deutschland
Nun maße ich mir beileibe nicht an, die Vorgänge im Nahen Osten wirklich
beurteilen zu können. Aber dieser Vergleich geht zu weit - und bestätigt
wieder einmal deutlich meine Entscheidung, nach einem Jahr Mitlesen vor
fünf Jahren den Tagesspiegel abbestellt zu haben, da seine
Berichterstattung (spätestens) seit 9/11 gegen meine Überzeugungen
konnotiert ist.
In einem
Weblog des Tagesspiegels wurde nun der Libanon mit NS-Deutschland
verglichen (von einem Journalisten des Blattes):
"Da stand doch
tatsächlich in der Unterzeile von Martin Klingsts Leitartikel zur
Nahostkrise “Der Krieg im Libanon dauert schon zu lange, um noch legitim
zu sein”. [...]Ich stelle mir also die alliierten Streikräfte zwei
Wochen nach der Landnung in der Normandie vor und Politiker und
Kommentatoren im Westen, die sagen: “Der Krieg gegen die Nazis ist nach
zwei Wochen immer noch nicht gewonnen und außerdem sterben bei unseren
Angriffen zu viele Zivilisten. Am besten, wir bitten Nazi-Deutschland um
einen Waffenstillstand.” Das hätte bedeutet, das Europa heute vom
Nordkap bis nach Sizilien von Nazi-Deutschland besetzt wäre."
Und im schönsten Sinne kriegstreiberisch (a la "diese Weicheier von
Pazifisten") geht es weiter:
"Wir ertragen es ja nicht
einmal, einem Krieg zwei Wochen lang zuzuschauen, an dem wir gar nicht
beteiligt sind." --
Weiterlesen (anonymisiert)
(Hinweis:
Lapidarium)
Technorati
Ta
g
21/07/06
Schock-Busen würgt Katze
Seltsame Schlagzeile ... von welcher Tageszeitung mag sie wohl stammen,
so von Klang und Sinn her gesehen? Na doch wohl
....?
Ausnahmsweise - nein. Sie entstammt dem "
Schlagzeilomat" in Form eines einarmigen Banditen, an dem man sich bei
BildBlog kostenlos die neuesten und erstaunlich authentisch klingenden
Balkenüberschriften zusammenrasseln kann.
19/07/06
Därrrrr Bonker!
Die Süddeutsche
kommentiert Walter Moers neue Creaciónn "Der Bonker". Adolf nicht als
"armer alter Mann" wie im Untergang (wobei Bruno Ganz als solcher
großartig geschauspielt hatte) oder Großer Von Zeitzeugen Gern
Erinnerter Kriegsherr wie in den Espresso-"Geschichts"-Sendungen eines
gewissen G. K. (Hitlers Frauen, Kinder, Hunde, Kaninchen, Zipperlein,
Kriege, Architekten ...) sondern als reine Witzfigur, wie ihn schon
Chaplin persiflierte, das ist erfrischend. Und unter Strich sicher
weniger vermenschelnd-verharmlosend als in den erstgenannten Sendungen.
Denn mal auf in die Buchhandlung.
17/07/06
BILD bezahlt Spanner - Korrektur: Leser-Journalisten
Das Blatt, dessen Innenleben
Wallraff seinerzeit
als "Undercover-Journalist" miterleben durfte, bezahlt nun
Personen für das Fotographieren von Szenen, die es so umschreibt:
—Blitzte für Sekunden der Busen eines prominenten Stars unter der Bluse hervor?
—Wurden Sie Zeuge eines Großbrandes oder eines Unfalls?
Dafür
gibt es dann viel, viel Geld für den besten Einsender. (siehe
BildBlog)
Endlich werden Spanner und Schaulustige angespornt und
für ihre gesellschaftlich wertvolle Tätigkeit bezahlt. Künftig werden
sie bei Unfällen also frenetisch mit ihren Handykameras wedeln, um das
schönste abgerissene Bein zu fotografieren und die schönste
Leichenstarre. Bleibt zu hoffen, daß sie sich im Kampf um das beste BILD
gegenseitig ordentlich in die Fresse hauen.
Technorati
Tag
11/07/06
Polnischer Humor...
Eilfertig wird von der polnischen Regierung eine Entschuldigung
für eine Karikatur Kaczynskis in der TAZ von Deutschland gefordert (
TAZ-Artikel). Zum Thema TAZ und Polen hat die polnische Regierung das
Blatt auch
schon als "Stürmer" bezeichnet - da wird auf höchster Ebene
mit Lust und Lächerlichkeit gehasst.
Aber bevor wir uns
selbstgerecht an dem kindischen polnischen Regierungsnationalismus (der
sehr gefährlich ist) ergötzen, erinnern wir uns, was so mancher deutsche
Politiker im Rahmen des sog. "Karikaturenstreits" von sich gegeben hat -
bis hin zu der Forderung nach einer Ahndung von "
Gotteslästerung". Aber man muß schon sagen, daß der betreffende
deutsche Politiker nicht deutsches Staatsoberhaupt ist - Kaczynski sind
jedoch die polnischen.
Politiker sind schon
Vögel.
09/07/06
20.000.000 Euro
... damit sich ein ehemaliger Alkoholiker, wiedergeborener Christ,
Ressourcenprotektor und eifriger Kriegsherr sich in
Mecklenburg-Vorpommern
drei Tage lang den Magen mit Bratwurst und Sauerkraut (oder was immer man
dort servieren wird) vollschlagen kann. Na, der reiche Osten hat's ja,
und der Bund sowieso. Aber wenn diese Kost ihn zu einem friedlicheren
Menschen macht, sei's drum ...
Zum Vergleich: Mit dem Geld für
3 Tage Bush in MeckPomm könnte man 20 (in Worten:
zwanzig) finanziell gut ausgestattete, mit Hauptamtlichen für die
Verwaltung versehene, arbeitsfähige, dauerhafte und Menschen
helfende Stiftungen gründen.
Eine Beschreibung
der Demo findet sich
hier.

Ein Kommentar bei n-TV:
"Erinnert sich noch jemand an den Besuch von US-Präsident Clinton 1999 in Berlin? Clinton besuchte damals ein Restaurant am Kollwitzplatz, nahm ein spontanes "Bad in der Menge" und hinterließ einen sehr guten Eindruck. Klar, die Zeiten haben sich geändert. Merkels Inszenierung in ihrem Wahlkreis soll darüber hinwegtäuschen, dass es nicht mehr möglich ist, den amerikanischen Präsidenten zivil und zivilisiert zu empfangen. Es ist ein Skandal. " - Den Artikel lesen
Technorati Tag
07/07/06
Wer nahe Potsdam heiraten will, sollte keine türkische Musik spielen
... oder Musik, die irgendwie danach klingt. Denn sonst kann es sein,
daß die aufgeschlossene kahlgeschorene Dorfjugend vorbeikommt und die
Gäste verprügelt. Die Polizei wird den Spaß nicht verderben wollen und
läßt sich viel, viel Zeit - sie kommt nach der Veranstaltung. Und die
Verwalterin des Schlosses, in dem man gefeiert hat und verprügelt wurde,
wirft einem am nächsten Morgen "falsches Benehmen" vor.
So
geschehen im Dörflein Marquardt im Potsdamer Norden.
(Tags:
Neonazis
Rassismus
Potsdam
Brandenburg)
29/06/06
Google stellt Auszüge aus Büchern online - Börsenverein zieht nach
Wie der neue Dienst von Google zu bewerten ist, Bücher zu digitalisieren
und auszugsweise über die Suchmaschine zur Verfügung zu stellen, bleibt
abzuwarten.
Wachsamkeit scheint jedenfalls geboten: Sollte sich der
Dienst negativ auswirken, so könnten gerade kleine Verlage bedroht sein
- und es sind die Verlage - häufig gerade die kleinen, nicht-durchBWLten
Verlage -, die Inhalte schaffen (respektive ihre Schreibknechte,
romantisch "Autoren" genannt), nicht die unwortigen
"Wertschöpfer". Andererseits kann der neue Suchdienst den Absatz von
Büchern auch fördern, da man sie nach Bedarf besser identifizieren kann.
Der
Börsenverein will nun eingefasst in feste Regeln nachziehen, um
Google&Co. nicht das "Informationsmonopol" zu überlassen.
22/06/06
Besoffene Fußballeuphorie = problemlose Steuerhöhung
So sieht es Wilfried Schmickler im WDR (
hier reinhören) und nimmt dabei auch gleich CäS
iUm
Singhammers Beflaggungs-Amok ins Visier.
16/06/06
Von indirekter Amtsanmaßung - alle Gewalt geht von der Industrie aus
Private Sicherheitsdienste kleiden sich fast, nein, offenbar schon
genauso wie die Polizei.
Vorreiter ist die Großartige Deutsche
Bahn, ihres Zeichens kein Fahrgasttransporteur, sondern internationaler
Logistikkonzern mit enormen Ambitionen ... und so weiter.
Denn
während in den Neuköllner Arcaden Clowns in böse-schwarzer Montur mit
lustigen achteckigen Mützchen durch die Gegend geistern, setzt der
Sicherheitsdienst der Deutschen Bahn auf eine Maskerade der besonderen Art
: Seine Uniformen sollen von den neuen Uniformen der Polizei fast nur
noch durch das Bahn- statt den Länderaufnäher zu unterscheiden sein -
und die Polizei soll einen "POLIZEI
"-Aufnäher auf dem Rücken verpasst bekommen, um der Gefahr einer Verwechslung
zu begegnen. Und außerdem weiße Mützen: Die Damen und Herren von der
privaten Bürgerwehr "Sicherheit" tragen nämlich ebenfalls Mützen, die
wie jene der Polizei aussehen. Und die Politik? Nickt es ab.
Da
gab es doch eine Bestimmung, nachdem niemand außer Schauspielern
Polizeiuniformen tragen darf:
"Nur bei offenkundigen Maskeraden
ist das unbefugte Tragen einer Uniform nicht strafbar", so die
GdP. Folgerung: Entweder, es sind die Mitglieder privater
Sicherheitsunternehmen jetzt tatsächlich alle Clowns, oder jeder Troll
darf jetzt so tun, als wäre er Staatsmacht.
Liebe GdP, habt
Ihr zu dieser implizierten Amtsanmaßung der ganz und gar nicht
staatlichen Gewalt nicht ein paar Wörtchen zu sagen?
Habt Ihr. Lauter bitte!
(siehe auch
IGaK aktuell)
13/06/06
Wenn die systematische Verletzung des Völkerrechts kein Rechtsbruch ist, sondern die Anpassung an veränderte Realitäten ...
Ein zorniger, lesenswerter Kommentar in der Berliner Zeitung:
Goggelmoggels Denkmal
"Wenn Folter nicht Folter ist,
sondern eine legitime Form staatlicher Selbstverteidigung, wenn die
systematische Verletzung des Völkerrechts kein Rechtsbruch ist, sondern
die Anpassung an veränderte Realitäten, wenn die Negation der
Menschenwürde kein Angriff auf die Menschenwürde ist, sondern ihre
wirksamste Verteidigung, dann ist naturgemäß der Selbstmord von
Kriegsgefangenen in Guantanamo, die keine Kriegsgefangenen sind, sondern
eingesperrte Selbstmordattentäter, kein Selbstmord mehr, sondern ein
Selbstmordattentat. Folgerichtig hat der Kommandant des Lagers,
Konteradmiral Harry B. Harris jr., die Selbstmorde von drei Inhaftierten
am vergangenen Wochenende als verbrecherischen Anschlag bezeichnet:'Ich
glaube, das war kein Akt der Verzweiflung, sondern ein Akt der
asymmetrischen Kriegsführung.'" -
weiterlesen
31/05/06
Albright haut Bush ordentlich auf die Finger
... und zwar
in ihrem Buch, das sie morgen vorstellen wird.
"Madeleine
Albrights neues Buch 'Der Mächtige und der Allmächtige' ist eine mutige
Abrechnung mit der christlichen Rechten und dem rigorosen religiösen
Fundament der Bush-Administration. In der schleichenden Abkehr von
humanitären Grundprinzipien sieht sie die wachsende Distanz ihres Landes
zu den europäischen Staaten. [...] Am 1. Juni 2006 stellt Albright ihr
neues Buch in Berlin vor." --
Quelle
Schade, die Buchvorstellung wird wohl ausverkauft sein.
26/05/06
Bahn beißt Bratwurst ab
"(...) es darf nicht im Glamour und Feuerwerk Selbstbelobigungen
untergehen, dass unsere Baukultur einer unerträglichen Zerreißprobe
unterliegt, in der Kommerz und Management in Selbstherrlichkeit ihren
Bogen seit Langem weit überspannen." -- Meinhard Gerkan,
Architekt des Hauptbahnhofs (ehem.
Lehrter Bahnhofs) zur Eröffnung des Bauwerks (
Quelle)
Da engagiert die Bahn einen der besten europäischen
Architekten,
Herrn Gerkan (bmp), und der plant tatsächlich ein
atemberaubendes Bahnhofsgebäude (das grauenhaft angebunden ist und
als anachronistischer Zentralbahnhof einer dezentralen Stadt in der
Wüste steht, aber das nur am Rande).
Und dann erdreistet sich
der Herr Großfürst dieser einstmals ausschließlich und heute immer noch
gewaltig von Steuergeldern finanzierten
Willgernwerden-Aktiengesellschaft, zu äußern: "Wir haben
einen Bahnhof bestellt und nicht irgend_welche Monumente" , und
kürzt das Kuppeldach der überirdischen Achse kurzerhand - sodaß es wie
eine abgebissene Bratwurst aussieht. Dabei lagern die Glasplatten im
Ostbahnhof ein, bereit, um verbaut zu werden.
Gerüchten zufolge ist
diese Brachialkürzung auf taktisches Kalkül der Deutschen Bahn
zurückzuführen, was angeblich im Zusammenhang mit der Länge der ICEs
steht. Also alles wieder schlichtes politisches Taktieren? Vergessen wir
nicht: Auch wir bezahlen diesen Bahnhof, sei es direkt über
Steuern oder durch Überkreuzfinanzierung.
Und der Architekt?
Der, dem dieser angeknabberte Prachtbau zu verdanken ist? Er bekommt von
der DB einen Tritt und darf zur Eröffnung nicht einmal eine Rede halten.
Aber immerhin, der Filzstadt Berlin doch irgendwie angemessen. Well done.
23/05/06
Aber Arier werden auch geschlagen!
Wundert es wirklich jemanden, daß wir rechte Schläger haben, die gern
Hand an die Gesundheit ausländisch aussehender Mitbürger legen?
Mit Kinder-statt-Inder=Rütti,
Wo-kann-ich-hier-gegen-die-Ausländer-unterschreiben=Masterkoch,
Gibt-es-denn-keine-kulturellen-Grenzen-zwischen-Europa-und-der-Türkei=Stoibman
und Hier-werden-auch-Arier-geschlagen=Schöni dürfte sich die rechte Brut
doch wirklich bestätigt fühlen. Insbesondere, wenn einige von den Herren
Politikern ganz fix Herrn Nehm wegen seiner Entschlossenheit angreifen,
einen versuchten Totschlag aus damals (und immer noch?) vermutlich
rechtsradikalem Hintergrund an sich zu ziehen.
Die Welt zu Gast
bei Freunden®™©☺. Die wird sich freuen.
09/05/06
Praktizierte Unverteilung: Kobe-Rindfleisch zu HartzIV-Regelsatzpreisen in Hamburg von Superhelden gestohlen
Eine Sponti-Gang im Gewande von Comic-Superhelden
stürmte einen Delikatessenladen höchster Güte und lud sich
Einkaufswagen voll - als Bezahlung gab es einen Blumenstrauß. Da gucken
die Alt- und Neureichen.
Nachtrag:
Telepolis schreibt
ausführlich über das Phänomen und verdirbt bei der
Gelegenheit auch gleich die schöne Überschrift ... (und schreibt
gequirlten Quark über den alten Störtebecker)
02/05/06
Heil Boskop!

Die Front Deutscher Äpfel ruft zum Sammeln! Südfrüchte raus!
Eine kreative From des Protests gegen Neonazis. Mehr dazu auch im SpOn.
01/05/06
Schon 1380 hörte der Spaß bei der Biersteuer auf ...
Als der Fürstbischof von Bamberg unter anderem die Erhöhung der
Biersteuer plante, da hörte für die Bamberger der Spaß auf. Er wurde
kurzerhand aus der Stadt vertrieben - und mußte 1380/81 mit einem Heer
wiederkommen, um seine eigene Stadt einzunehmen (bei der Recherche für
die
Mauern in einer Bamberger Stadtchronik gefunden).
Hoffentlich weiß die
EU, worauf sie sich mit ihrer
Biersteuererhöhung da eingelassen hat ...
26/04/06
25/04/06
Kindererziehung in den USA: Bildbericht aus einem Jugendknast
Children Behind Bars. Kein Kommentar.
Außer, daß dieses Land für seine
Version einer gerechten Welt eifrig bombt, missioniert und verklagt.
(Dank an Frank für den Link!)
24/04/06
Mit dem Hitlergruß: Die Welt zu Gast bei Freunden?
Ob ein afrikanischer Fußballspieler durch Affenlaute aus dem Publikum
verhöhnt wird, Transparente mit der Aufschrift "Zigeuner" Dresden), dann
"Jude!" (Kottbus) die gegenerischen Fans beleidigen sollen, eine "U-Bahn
nach Auschwitz" als Schlachtruf skandiert wird - die rechtsradikale Brut
erfreut sich in unseren Fußballstadien bester Gesundheit.
Der
Spieler Ogungbure
zeigte den gegnerischen Fans den Hitler-Gruß, nachdem sie ihn ständig
mit "Bimbo", "uh, uh, uh" und dergleichen deutschen Späßen begleitet
hatten - und brachte diese damit zum Durchdrehen. Und wurde für seine
"unverhältnismäßige Reaktion" auch noch gerügt.
Ein Überblick über die Vorfälle in deutschen Stadien hat das
NPD-Blog zusammengestellt (inklusive des Links zum betreffenden
Videostreams von panorama).
23/04/06
Tucholsky über moderne Wirtschaft
Nein, keine Parallelen zur damaligen politischen Lage, aber
bemerkenswert ist die Aktualität der Worte doch, die Tucholsky 1931
niederschrieb.
"Man sollte meinen, daß der gesunde
Menschenverstand wenigstens eines sehen könnte: den Mißerfolg. Aber
damit ist es nichts. Niemand von denen, die diese Wirtschaftsführer
bewundern, behielte auch nur einen Tag lang einen Chauffeur, der ihm die
Karre mit Frau und Kind umgeworfen hätte, auch dann nicht, wenn dem
Chauffeur die Schuld nicht nachzuweisen wäre. Er kündigt, denn solchen
Chauffeur will er nicht. Aber solche Wirtschaftsführer, die will er.
Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte
Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung
ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert." --
Quelle
21/04/06
"Granny Peace Brigade": Großmütterchen wegen Protest-Anmusterung in den USA vor Gericht
"Grandmothers kicked their legs, pointed their canes and sang
reworded show tunes in Times Square yesterday during a boisterous
protest against the war in Iraq" -
Quelle
17 Großmütter stehen in den USA vor Gericht, weil sie
gegen den Irak-Krieg protestiert haben: Die Damen zwischen 50 und 90
hatten versucht, beim Militär anzumustern, um ihre gefallenen Enkel zu
"ersetzen".
18/04/06
Das Leben der anderen: Ansehen!
Der Film "Das Leben der anderen" ist einer der besten, wenn nicht gar
der beste, deutsche Kinofilm der letzten Jahre. Gerade jetzt, wo die
StaSi mit Relativierungen und Beschönigengen sich reinzuwaschen sucht.
Anders als man auf den ersten Blick denken könnte, handelt es sich nicht
um den achthundertfünfundsiebzigsten "Aufarbeitungsfilm", sondern um
großes Kino.
Und dabei hat er mit ausgezeichneten deutschen
Produktionen starke Konkurrenz: So ist "Good Bye, Lenin" ein in jeder
Hinsicht herausragender Film, der die DDR humoristisch persifliert (und
der ein wirklich vollkommen, aber auch wirklich vollkommen anderer Film
ist als "Das Leben der anderen"); "Alles auf Zucker" ist ein
beachtliches, gelungenes Experiment, in dem das heiße Eisen Deutschland
und Judentum ausgerechnet auf komödienhafte Art exzellent angepackt und
mit Bravour getragen wird; "Sommersturm" setzt sich mit dem delikaten
Thema von Jugend und Homosexualität auseinander; "Knallhart" behandelt
nicht weniger einzigartig das Thema Gegenwart und Schulgewalt, ebenfalls
ausgezeichnet und wie die jüngsten Schulberichte zeigen, topaktuell. Und
das sind nur einige Beispiele aus einer ganzen Reihe: Der deutsche Film,
er macht wieder Spaß.
Aber "Das Leben der anderen"
übertrifft sie m. E. alle. Poltisch, erzählerisch, filmisch, einfach ein
ausnehmend guter, kritischer und zudem ebenso hintergründig humorvoller
wie beklemmender Film.
Ein seltenes Erlebnis.
02/04/06
Ostwestbruecke.de: Tschernobyl ist immernoch aktuell
Wußten Sie, daß in Weißrussland gegenwärtig (!) etwa 600 000 Kinder von
der Strahlenbelastung ernsthaft betroffen sind? Daß neun Monate nach
Tschernobyl in Westberlin 12, anstatt der statistisch üblichen 2-3
Kinder mit Down-Syndrom auf die Welt kamen? Daß man gegenwärtig Kindern
in den betroffenen Gebieten zumindest ein wenig helfen kann, indem man
ihnen in Wasser aufgelöstes Pektinpulver zu trinken gibt?
Diese und weit mehr Informationen finden sich auf der Internetseite von
Ostwestbruecke.de.
Hier kann man sich über die vielen
Projekte informieren, die vom höchst aktiven Jugendumweltbüro Hannover
bzw.
JANUN e. V. seit fast zehn Jahren mit dem Institut
BELRAD unternommen werden, beispielsweise zum besseren Strahlenschutz der
Betroffenen (z. B. durch Einrichtung von Meßstellen und
Zurverfügungstellung Nahrungsergänzungsmitteln).
Aber
auch
Artikel über Studien zur Strahlenbelastung und Gedanken über die
leider zumeist schon
in Vergessenheit geratenen bzw. weitgehend unbekannten Folgen von
Tschernoyl, sowie ein Bericht
einer Jugendlichen aus dem Umland des Reaktors und weitere interessante
Beiträge finden sich hier.
Und selber kann man beispielsweise
mit einer
Patenschaft für eine Meßstelle aktiv helfen.
29/03/06
Götzenverehrung befürchtet: Amputation von Plüschtieren gefordert
Fundamentalisten sind schon unterhaltsame Leute - ob es sich nun um
Christen, Araber, Juden oder Anhänger anderer Ewiger Wahrheiten handelt,
sie alle haben unterhaltsame Ansichten im Programm - sei es die
Legitimierung der Kreuzzüge, Morde wegen Zeichnungen -- oder zu
perfekten Plüschtieren.
So ließ der ehemalige Großrabbi Mordehai
Elijahu am Sonntag in einem religiösen Rundfunksender verlauten:
"Es ist sehr wichtig, dass diese Spielsachen nicht perfekt sind, da sie
dadurch ihren Götzencharakter verlieren". Daher solle man
Plüschtieren einen Arm oder ein Bein amputieren, wie
RP online meldete.
23/03/06
11.900.000 Euro / Jahr oder Dreiunddreißigtausendvierhundertsechsundzwanzig Euro pro Tag
Und die Mehrwertsteuer wird erhöht.
V
13/03/06
Die GEZ ermöglicht Kindergeld für Alle, Teil II
Die GEZ, bekannt geworden duch ihre oskarpreiswürdige Darstellung des
angsteinflößenden jugandlichan Gangstarappas mat GEZanhanga vs. The B1g
B4d schwarzhöranda H00d zur Überzeugung der lieben Mitbürger, besticht
einmal mehr durch ihren unverstellten Blick auf die Realität.
Im aktuellen Mediaphon-Newsletter, für Selbstständige eine durchaus
empfehlenswerte Lektüre, wird genauer auf die herrschende
Ungerechtigkeit zwischen Kleinunternehmern/Selbstständigen und
Großunternehmen hingewiesen.
Dort heißt es zu der Einfühung
sogenannter "Rundfunkgebühren" für PCs (und zwar auch für solche, die
wegen Analoganschluß nicht im Mindesten zum Fernsehempfang taugen):
"Ab 1.1.2007 verlangt die Gebühreneinzugs- zentrale (GEZ) Rundfunkgebühren für
PCs mit Internetanschluss. [...] Allerdings wurde die neue Rechtslage
auch von der GEZ bisher nur unvollständig dargestellt. Zur Entlastung
großer Unternehmen führt der Staatsvertrag nämlich eine
"Zweitgeräteregel" ein, die besagt, dass für Internet-PCs dann keine
Gebühr anfällt, wenn es auf dem selben Grundstück schon ein bezahltes
Erstgerät gibt. [...] Zahlen müssen jedoch all die professionellen
Selbstständigen, die ein eigenes Büro, ein Atelier oder ihre Werkstatt
außerhalb des Wohnhauses haben und dort noch keinen Fernseher angemeldet
haben. [...]" - Mehr zum Thema
bei mediaphon.
Kommentar der Redaktion: "Auf muntere
Rechtsstreitigkeiten im nächsten Jahr freut sich Euer mediafon-Team."
Na dann!
26/02/06
Arme Diskussionskultur
Es gibt Talkshows, die haben durchaus Anspruch. Darunter würde ich
durchaus auch die heutige Sendung "Im Palais" unter dem allerdings nicht
ganz ungefährlichen Titel "Kampf der Kulturen" verbuchen, wo immerhin
recht kompetente Gesprächspartner beisammensaßen und auch sachlich und
themenbezogen sprachen.
Aber es steht einem Moderator wohl kaum
an, selber klar parteiisch mit zuweilen polemischen Argumenten und
Anmerkungen mitzumischen, wie es Herr Nauman teilweise massiv tun zu
müssen meinte.
Dieses Verhalten ist schon bei so vielen anderen
Talkshows von Seiten der Diskutierenden unerträglich, aber das Ganze von
Seiten der Moderation ... das ist unschön und definitiv nicht ihre
Aufgabe. Und beinahe Privatfernsehenniveau.
24/02/06
Willkommen in der Geisterbahn: Merkels Rede auf dem Weltwirtschaftsforum
Als Geisterbahnfahrt interpretiert von Brigitta Huhnke und
hier nachzulesen.
"Das machen wir jetzt, halten Sie Ihre
Gedanken beieinander und steigen Sie wirklich ein!Haken Sie schön die
Kette fest! Hier die Route der wichtigsten Etappen: Erst fahren
wirausgiebig durch die Hölle der „selbstverschuldeten Lähmung“ (Merkel)
und treffen dabei aufdie Gespenster der Globalisierung. Lassen Sie sich
wohlig gruseln, wenn die zur „Freiheit“tönen, auch wenn es manchmal laut
und schrill wird. Viel Vergnügen wünschen wir Ihnen dann in der
Innovationsabteilung für "verantwortete Freiheit“, bevor wir rasant
durchs weiße Licht gleitend endlich am Schluss ins „Land der Ideen“
eintauchen. "
23/02/06
Frankfurter Provinzposse hochwohlgeborener Art
Eine
lächerliche Provinzposse trägt sich dieser Tage in der großen und ach
so weltoffenen Bankenstadt Frankfurt am Main zu, die einem
hinterwäldlerischen Kleinstdorf würdig wäre.
Da
erdreistet sich ein Schaupieler (das sind die, die erschaffen und ab und
zu etwas durchgeknallt sind) frecherweise einem Kritiker (das sind die,
die nichts erschaffen, aber zu allem eine ultimative Meinung haben -
häufig so eine Art Scharfrichter oder Königskröner) einen Schreibblock,
woraufhin sich der Große Herr empöret und argumenthyrt, sain
Skrybenblockke mecht yhn verletzet hoben, alldieweil dhy Pressefryheit
darselbstigt, dhy er, groszer Ghyst dher ero sy, verkorperiret, von dem
unflahtig Schauspyller attakiret. Alsda der Große Hair Kryttikair zu dem
hochwohlgeborn Blatte FAZtte rannte undt weinerlich Schimpf und Schand
verkündet und derweil in bester Klüngelmanier für die Entlassung des
betreffenden Schauspielers sorgt - und ihn zugleich damit noch berühmter
macht. Der betreffende Schauspieler Thomas Lawinky wurde sogleich vom BE
(das liegt in der größeren Stadt Berlin, die nicht ganz so piekfein wie
hochwohlgeborn Frankfurthen ist) eingeladen.
Was für ein
lächerliches Possenspiel unserer konservativen Clowneske.
21/02/06
Karikaturenstreit: Ein Pressespiegel
Ein umfangreicher Pressespiegel zum sogenannten und auf allen Seiten mit
Lust instrumentalisierten Karikaturenstreit findet sich in dem auch
sonst höchst lesenwerten
Kosmoblog der ZEIT.
"[Jungle World:] Das Verrückteste an
der Sache sei allerdings, meint der Journalist Awat Rizgar, dass es in
der Region viel bessere und deftigere Witze über Mohammed und den Islam
gäbe. Warum so viele Europäer sich für ein paar vor Monaten
veröffentlichte Karikaturen entschuldigen, statt vehement die
Pressefreiheit gegen Islamisten und andere Feinde der Freiheit zu
verteidigen, kann er jedenfalls nicht verstehen. [...]
[Kosmoblog:] Man kann aber auch zu dem Schluss kommen, dass die
Einschüchterungs-Kampagne erfolgreich war: dass zwar keine de jure-,
aber doch eine de facto-Zensur besteht - infolge der berechtigten Angst,
zur Zielscheibe von Gewalt zu werden." -
Quelle
20/02/06
Was wird denn das, SPD?
Geht es der verehrten Regierung noch gut? Jetzt erdreistet sich
Wiefelspütz, einen drohenden Terroranschlag aus der Luft in
regelfüchsischer Schläue kurzerhand als "kriegerischen Akt" auszulegen:
"Das Bundesverfassungsgericht hat ausschließlich über einen nichtkriegerischen
Luftzwischenfall entschieden", sagte Wiefelspütz der Zeitung "Die Welt".
"Bei der Abwehr eines Terrorangriffs von außen, der sich mit
polizeilichen Mitteln nicht abwehren lässt und der im Schadensausmaß
einem herkömmlichen militärischen Angriff mit Soldaten gleichkommt,
müssen die Regeln für die Landesverteidigung gelten." -
Quelle
Natürlich nur, wenn das Flugzeug im Ausland entführt wurde.
Daraus folgt, um die begeisterte Zustimmung Franz Josef Jungs (CDU) zu
nennen, die Fortführung des Gedankens: Das sollte auch gelten, wenn das
Flugzeug ausschließlich mit Terroristen besetzt ist (aha). Und wieso
rufen wir nicht gleich präventiv das Kriegsrecht in unserem hart
umkämpften Lande aus, dann braucht man sich wenigstens nicht mehr um
lästige Dinge wie Grundgesetzartikel und politisch unbequeme Rotroben zu
scheren!
Wer dem Bundesverfassungsgericht rhetorisch ins Gesicht
speit und fleißig Geister ruft (wie jene Vorschläge Jungs), der zeigt
meines Erachtens selber: verfassungsfeindliche Tendenzen. Daß
ausgerechnet die Sozis sich am fröhlichen Brechstangenfandango gegen
republikanische Grundwerte beteiligen, ist wahrlich eine bittere Ironie
der Geschichte.
PS. Ja, dieser Eintrag ist polemisch. Reflektiert
man aber die politische Entwicklung der letzten Jahre, muß einem
Demokraten ab und zu der Kragen platzen.
15/02/06
Warum Soldaten keine Politik machen sollten
Eine Bekannte berichtete, ein ausländischer Scharfschütze aus Urlaub habe ihr in Bezug auf die Folterskandale gesagt, die ganze Aufregung würde bei seinen Jungs eher belächelt werden, so sei es halt und es werde ja eh nie anders werden. Ja, das haben die Büttel der Feudalherren und die Hexenverbrenner der Neuzeit sicher auch so gesehen.
Für einen Soldaten, der im Auftrag ihm persönlich Unbekannter ihm Unbekannte tötet, mag diese Logik durchaus eine essentielle Selbstschutzfunktion haben - damit er sich keinen Vollbart wachsen lassen muß.
Nein, nicht wegen islamistischen Dingen oder dergleichen, falsch assoziiert - sondern wegen des Unvermögens des sich-im-Spiegel-anguckens. Politisch ist dieser apologetische Unsinn natürlich fatal.
11/02/06
Wen wundert's?
Das Gehabe neokolonialistischer, von manifest destiny erfüllter Narren auf der einen, von Armut und / oder diktatorischer Herrschaft gezeichnete Völker auf der anderen Seite - und dazwischen ein Blättchen zweifelhaften Rufes, das sich zum Zündeln berufen sah.
10/02/06
BildBlog: Killer-Milchschnitte rockin' da House
Das
BildBlog hat von seinen Fans bei
dosenbier-rockt.de einen kleinen rockenden Song (
mp3 download über IT&W) geschrieben bekommen.
Weiter so,
BildBlog!
09/02/06
Zu den Mohammed-Karikaturen und Broder-Rhetorik ...
... findet sich in dem auch sonst lesenswerten Weblog Chuzpe eine interessante Betrachtung: Die Freiheit der Jyllands-Posten war nie meine Freiheit und Noch eine jüdische Stimme zu den Karikaturen?
08/02/06
John Perry Barlow: Declaration of the Independence of Cyberspace
Jep,
still sounds good.
(Danke,
Jörg)
07/02/06
Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Dieser Satz darf sich stolz zu den wohl häufigsten zweckdienlich
gedehnten und dadurch gewandelt zu den brandgefährlichsten
Aussonderungen des menschlichen Intellekts zählen (der Krieg als
"wahres politisches Instrument, eine Fortsetzung des politischen
Verkehrs"*, nicht "verwildert", sondern unter der Kontrolle der
Politik), ganz zu schweigen von dem Blut aus unzähligen Massenmorden,
das daher an seinen scheinbar oder tatsächlich
legitimierend-rhetorischen Fingern klebt.
Albrecht Müller sieht in
den NachDenkSeiten,
"Ein Wiedersehen mit den Fünfzigern", nach einer Periode
der Einkehr von Vernunft nun die alten tumben Parolen merkelnd
wiederauferstehen.
(*)Clausewitz, Vom Kriege, Stuttgart 1980,
S. 39
01/02/06
QED (zum wiederholten Male): Es gibt ein Rektum im menschlichen Geiste.
Was ein Kolumnist des populärsten Blattes der Nation beweist. Ist nichts
Neues, aber doch immer wieder beachtlich.
"Doch W*****
gibt in seinem Brief den "lieben türkischen Schülern" noch gute
Ratschläge mit: 'Wenn Deutschland zu Eurem Land werden soll, dann müßt
Ihr fließend Deutsch sprechen. Oder Ihr übernehmt die Rolle der Indianer
in Amerika. Straßenräuber, Drogenkranke, Geächtete. Ohne Deutsch kein
Schulabschluß, ohne Deutsch keine Lehrstelle, ohne Deutsch ein
Indianer.'" -
Quelle
Dürfen sich unsere -zigtausend vergeblich
lehrstellensuchenden braven oder auch ganz aufrrrrächten Toitschen jetzt
auch alle "Indianer" nennen, Herr W...?
Und was die
"drogensüchtigen" "Indianer" und die "nichtdeutschsprechenden" "Türken",
re. "Straßenräuber", re. "Drogenkranken", re. "Geächteten" betrifft, so
offenbart die Kolumne nur eines: Billigsten, massenkompatiblen Rassismus.
Gute Nacht. (Siehe auch der Eintrag "
Boulevardpresse? Hetzblatt!")
Nachtrag:
Selbst die
Tagesthemen halten das Blatt, das derartige hetzerisch-rassistische
Artikel publiziert, nichtsdestotrotz für abbildlich zitierfähig; so am
heutigen Tage zum Fall der angeblichen Lösegeldfunde in den Kleidern der
S. O.
Nachtrag II:
Die
Berliner Zeitung dagegen spricht klare Worte: "Es liegt aber auch an
dem außergewöhnlich miserablen Ruf der Zeitung, die mit ihren
Verleumdungen, Falschmeldungen und Kampagnen weit über das hinausgeht, was
man von einer Boulevardzeitung zu tolerieren bereit ist."
(via
Bildblog)
21/01/06
Geld aus dem Fenster werfen ...
... nur um eine der gegenwärtig größten unter den populär-infantilen
Worthülsen aufzublasen:
Du bist Deutschland.
Könnt Ihr, anstatt Plakatwände
vollzukleistern, nicht so ein, zwei Milliönchen für die Stiftung unseres
kleinen feinen Instituts abgeben? Und sicher gibt es noch die eine oder
andere Stelle, die sich für eine sinnvolle Verwendung des Geldes
erweichen lassen würde.
PS. Ich werde mich davor hüten, a.)
Deutschland oder b.) Betreiber einer
Klowand zu sein, vielen herzlichen Dank auch.
Nachtrag:
Sogar das Blog des Handelsblatts
äußert sich zu der Sache (wir erinnern uns, das Handelsblatt ist
jene Zeitung, die sogar eine Redakteurin beschäftigt, die laut ihrer
eigenen Aussage in einem Presseclub
viel lieber arbeitslos wäre, von wegen neue Chancen und so -
tschuldigung, ich konnt's nicht lassen).
14/01/06
Zum Sprachgebrauch
Wenn eine offizielle US-amerikanische Institution einen terroristischen Akt in einem verbündeten Land begeht, indem sie auf Verdacht ein Dorf bombardiert, wobei Kinder und Erwachsene ermordet werden - und die Bevölkerung des betreffenden Landes protestiert daraufhin empört, dann nennt sich das im Sprachgebrauch unserer Medien "antiamerikanisch".
22/12/05
BRAVO BGH!
Manchmal liebe ich den BGH. Beispielsweise heute, wo er (*) Ackermann
wieder vor Gericht stellt. Nachdem dieser, wir erinnern uns, ein
Handzeichen gemacht hatte, das man wohl getrost als Pendant zum dicken
Stinkefinger gegenüber Justiz und Gesellschaft ansehen kann.
Man kann nur hoffen, daß das Gericht Ackermann Gerechtigkeit widerfahren
läßt. Er hat sie redlich verdient.
(*) Kein "Herr" an
dieser Stelle.

16/12/05
Bamberg als Bundeshauptstadt: 60 Jahre CSU
Rudolf Schöfberger schreibt
in einem Leserbrief an die SZ auf deren Gratulationswünsche zum
CSU-Jubiläum hin, was die Partei in ihren 60 Jahren sonst noch so
getrieben hat. Beispielsweise erwähnt er die Forderung führender
CSU-Politiker, Bamberg zur Bundeshauptstadt zu machen (kennen Sie
Bamberg? Ja, ein schönes Städtchen, fürwahr ...). Und auch ihr
unmittelbarer Vorläufer BVP - seinerzeit durchaus wegweisender
Steigbügelhalter eines gewissen Anstreichers - wird gewürdigt.
Na denn prost ...
10/12/05
Weils so schön war zur Weihnachtszeit nochmal: Arbeitslosigkeit ist eine CHANCE!

( Ursprüngliches Posting)
03/12/05
Boulevardpresse? Hetzblatt! Dem die Politik ins Hinterteil kriecht ...
Jetzt meckern wir mal ausnahmsweise nicht wieder über die USA, sondern
kehren vor unserer eigenen Tür. Und das tut Gerhard Henschel in dem
Artikel "
Von Tag zu Tag wird’s schmutziger. B*** als Kulturproblem"
mit einiger Hingabe und sachlich geballtem Zorn. Ein Auszug:
"Wie
ist es nun aber möglich, daß B*** die grundgesetzlich verbürgte
Unantastbarkeit der Menschenwürde eines angeblichen
Vergewaltigungsopfers zerstampfen und in dessen Intimsphäre
tollhäuslerisch wüten darf, aus dem niederen Beweggrund, finanziell von
einem Skandalprozeß um eine angebliche Vergewaltigung zu profitieren?
[...] Und wer, wie Gerhard Schröder es getan hat, einen ausländischen
Staatsgast zum gemeinsamen B***-Interview willkommen heißt, der sollte
sich die Frage vorlegen, ob es nicht anständiger gewesen wäre, den Gast
in einem gutgeführten Bordell zu begrüßen als in Kai Di******* dreckiger
Sexualnachrichtenkaschemme."
Eines muß ganz klar gesagt
werden: Sich mit den Chefredakteuren gewisser Blätter in einem Raum zu
befinden, ist keine Ehre, sondern allenfalls ekelerregend.
Hingegen
mögen's 12 Millionen wahlberechtigte (!) Bundesbürger und rufmorden
durch den Kauf des Blattes eifrig mit. Wundert sich noch jemand, daß wir
früher alte Damen als Hexen verbrannt haben?
(via
IT&W)
PS. Sehr nett der
Werbespot der TAZ zum Thema, den der Axel Springer Verlag, der auf diesen
Rechtsschutz im Gegensatz zu seinen Opfern natürlich rechtswirksamen
Anspruch hat, inzwischen hat verbieten lassen. Egal, wenn man ihn sich
rechtzeitig angesehen hat ...
24/11/05
Kontra-Kreationismus, der Spaß macht

Über die Meinung eines amerikanischen Wissenschaftlers zum Thema Intelligent Design as a well-sponsored Ideology wurde bereits ein Eintrag verfasst. Nun bin ich über eine neue Gegenbewegung gestolpert: The Church of the Flying Spaghetti Monster.
Die Existenz des FSM-Gottes wird unter anderem mit der "Abnahme der Piraten in der Karibik und der Zunahme von Unwettern in der Region" begründet.
Diese ebenfalls außerordentlich fundierte religiöse Bewegung fordert nun gleichfalls um Aufnahme in den US-amerikanischen Schulunterricht:
"[...] I think we can all agree that it is important for students to hear multiple viewpoints so they can choose for themselves the theory that makes the most sense to them. I am concerned, however, that students will only hear one theory of Intelligent Design.
Let us remember that there are multiple theories of Intelligent Design. I and many others around the world are of the strong belief that the universe was created by a Flying Spaghetti Monster. It was He who created all that we see and all that we feel. [...] You may be interested to know that global warming, earthquakes, hurricanes, and other natural disasters are a direct effect of the shrinking numbers of Pirates since the 1800s. [Es folgt eine aufschlußreiche Grafik] [...]" - Quelle
Ich wünsche ihr Erfolg.
PS. Zum Selberbauen gibts sogar eine Anleitung (hard to create, easy to worship oder so)
17/11/05
Ein Stück Weg liegt noch vor der Türkei ...
... bevor sie Mitglied der EU werden kann. So ziemlich alle Stammtische
dürften die "Fans" und die türkischen Spieler im Sükrü-Saracoglu-Stadion
von Istanbul mit
nationalistischer Arroganz und brutalen Ausschreitungen gegen Schweizer
Spieler jedenfalls heute gegen sich aufgebracht haben, selbst
wenn ein Schweizer Spieler durch einen Tritt gegen den
Trainer-Assistenten das Ganze zum Ausbruch gebracht hat(*). Und
der Empfang von Sportlern mit Schildern, auf denen "Hurren SON"
und "ICH FI[***] IHRE MUTTER" steht, ist tatsächlich ein
ebenso verachtenswertes wie erschütterndes Verhalten. Erschaudernd mag
man sich ausmalen, was
manche blutfarbene Blätter morgen zum Thema titeln werden.
Nicht, daß es bei uns früher besser gewesen wäre (man bedenke die
Hooliganszenen in Deutschland und England, oder - verwandtes Thema - die
menschenverachtenden Polizeiprügeleien nicht nur der 70er und 80er
Jahre), aber sich dergleichen in diesen Zeiten zu leisten, ist, gelinde
gesagt, strohdumm, einer historischen Hochkultur unwürdig und setzt
einmal mehr das falsche Signal. Und bei uns standen immerhin die
Politiker und Sporttrainer nicht tatkräftig hinter den Hooligans.
Dabei wird (oder würde?) die Türkei ein sehr wertvolles Mitglied der EU sein.
Nicht nur, weil sie eine Brücke schlagen könnte zwischen islamischer und
christlicher Welt.
(*) Oder auch nicht. Siehe dazu den ersten
Kommentar.
[***] Nö, keine Klarschrift hier.
04/11/05
Nu is aber gut!
Was passiert zur Zeit auf unserer politischen Kasperletheaterbühne?
Könnten die Damen und Herren langsam zu Potte kommen, anstatt sich
allüberall als beleidigte Leberwürste zu produzieren?
Nun ist Politiker zwar wohl der einzige Beruf, in dem der Angestellte
den Arbeitgeber veräppeln darf, wie es ihm paßt. Aber liebe, liebe
Politiker, trotzdem: Ihr werdet vom Volk fürs Arbeiten, sprich:
Regieren bezahlt, nicht für Theaterdonner und
Systemfehlerproduzieren - es wäre nett, ab und zu daran zu denken.
PS. Netter Kommentar von
Dieter Nuhr dazu ...
Nachtrag:
Wie üblich liefert
Altmeister
Volker Pispers einen ebenso
bissigen wie hintersinnigen Kommentar. Anhören wärmstens empfohlen.
01/11/05
Die Mohrrübe und der Esel II: Der Esel keilt aus
Über die kostenlose Ausbeutung von motivierten Hochqualifizierten, die
sich durch hehre Versprechungen und dergleichen zu nichthonorierten
Praktika und Volontariaten verführen lassen,
wurde bereits berichtet.
Jetzt
machen uns die Franzosen vor, was es in dieser Sache zu tun gibt: Sie
protestieren, in bester französischer Tradition, für die Verankerung des
Praktikantenstatus im Arbeitsrecht. Davon können (hoffentlich "werden")
wir uns eine Scheibe abschneiden.
26/10/05
Bon apetit

Ein kleiner Damm ist gebrochen. Warum nicht auch bei uns, wo sich deutsche Druckgroßkonzerne auf die gleiche Art im Ausland bedienen. Und vielleicht hat heute der Götze "Effizienz" wieder einen kleinen Schritt auf seinem Weg zur Anerkennung als Naturgesetz getan.
25/10/05
Räumung des Wagendorfs Lohmühle? Diskussion mit den Parteien am 26.10.
Am Mittwoch, den 26. 10. soll bei Loesje in der Karl-Kunger-Str. 55 um
19 Uhr bezüglich
der unseligen Bebauungspläne des Lohmühlenufers am Landwehrkanal
(Treptow) ein Diskussionsabend mit den baupolitischen Sprechern
der verschiedenen Parteien stattfinden.
Wer sich dafür einsetzen
möchte, daß diese einmalige kulturelle Blüte in Berlin erhalten bleibt,
kann sich dies dort mit scharfsinnigen Fragen oder
einfach mit seiner Anwesenheit tun dafür einsetzen
(*)!
(*)QED: Lektorate sind wichtig ...
16/10/05
Wagendorf Lohmühle: Es s o l l gebaut werden. Also: Bloggen, unterschreiben ...
Mein verehrter Kollege
Frank Böhmert ist heute mit seinem Sohne ebenfalls auf die
Bebauungspläne aufmerksam geworden, und er hat die Pläne im Gegensatz zu
mir
auch im Netz gefunden.
Also: Unterschreiben gegen diese
Pläne - und Berliner Blogger: Unterstützt das Wagendorf doch
durch einen kürzeren oder längeren Artikel - wie wärs?
15/10/05
Soll das Wagendorf Lohmühle einer Bebauung weichen?
In Treptow, im Dreibezirkeeck Treptow-Kreuzberg-Neukölln, steht das
Wagendorf Gesamtkunstwerk Lohmühle. Im Sommer gibt es dort
Open-Air-Kino, große Kunstausstellungen, Open-Air-Jazz, gute Getränke
(wie HASch=Holunder-Apfelsaft-Schorle), angenehme
Sonntagnachmittags-Cafés, und alles ohne Marketingstrategie und
Gewinnaspekt. Das Wagendorf selber ist ein Konglomerat aus bemalten
Bauwagen, einem Tipizelt, Kräutergärten und verwunschenen Hainen.
Dorthin kommt man über den Weg der japanischen Krischbäume am
Landwehrkanal entlang, wo früher die Mauer stand (Ort auf dem
Stadtplan).
Heute bin ich auf einem Spaziergang dort vorbeigekommen. Große Schilder
verkündeten, daß das Wagendorf nun verschwinden könnte. Daneben ein
Tisch mit Unterschriftenlisten. Die Betreuer des Tisches erklärten, die
Grünflächen hinter der Allee der japanischen Kirschbäume (gestiftet von
japanischen Bürgern aus "Freude über die Wiedervereinigung") soll nun
verschwinden. Am Kanal sollen größere Häuser entstehen. Vom Bau
betroffen wäre auch das Wagendorf. Allerdings war von diesen Plänen
wenigstens im Internet nichts zu finden.
Dagegen zu unterschreiben wäre vernünftig (vorausgesetzt, besagte Pläne
stimmen, aber - warum sollten sie nicht), denn das Wagendorf Lohmühle
ist einzigartig. Wohnungen hat Berlin schon seit Jahren mehr als
Menschen, wie der enorme Leerstand beweist. Orte wie das Gesamtkunstwerk
sind dagegen Seltenheiten.
Wenn sich die Bebauungsvorhaben als
real erweisen, kann man sich für den Erhalt der Wagenburg durch ein
entsprechendes Schreiben ans
Bezirksamt einsetzen. Eine Vorlage gibts im Wagendorf (
Stadtplan), die allerdings l e i d e r noch nicht online verfügbar ist.
(Alle Bilder © Lohmühle)
14/10/05
SpON
Thingamablog hat da ein Posting verschluckt. Also hier nochmal: Spiegel
Online freut sich über die Pläne der großen Koalition, die Praktikanten
hatten zu viel Zeit und haben sich einen besonders dramatischen Spruch
einfallen lassen, und offenbar ist der Spiegel mit dem Ergebnis
seiner eigenen Parteinahme vor der Wahl zufrieden - obwohl es sich um 1%
Vorsprung und eine historische Maulschelle für die CDU/CSU handelt. Nun
ja.
Gibt IT&W-Bananen satt.








Nachtrag: Hier die - kommentierte - Reaktion der Herren Ressortleiter auf die scharfe Kritik Franziska Augsteins an der Entwicklung des Magazins zu einem "geschwtzigen Blatt".
12/10/05
Enlightened Bush und Florida Shooting Stars
Mr. Double-Wé Bush fühlt sich angeblich
von Gott persönlich berufen, der Welt (oder zumindest ihren
islamischen Teilen) Frieden zu bringen. Ihm seien Visionen diesbezüglich
offenbart worden. Jedenfalls hat man keine Schwierigkeiten, diese
Meldung zu glauben ...
In other news: In Florida darf seit
einigen Tagen geschossen werden. Immer. Beziehungsweise immer dann, wenn
man sich bedroht fühlt: Wilder Westen im dritten Jahrtausend des
Heilands. Das bei der Nation, die sich als moralischer Führer der
Freien, Guten, Westlichen, Christlichen, Frommen, einfach Ganz
Großartigen Welt sieht. Man zitiere an dieser Stelle Obelix.
Frank hat die
dazu passende AP-Meldung verlinkt.
28/09/05
Herr Bürgermeister Schönau, wo gehts zur Hexenverbrennung?
Im thüringischen Bad Langensalza hat sich ein kluger Mensch von
Bürgermeister doch tatsächlich gedacht, daß es eine hervorragende Idee
wäre, alte europäische Gebräuche wiederzubeleben. Zwar brennt noch kein
Scheiterhaufen, aber der Anfang ist getan:
Des versuchten
Diebstahls verdächtigte Jugendliche wurde auf einem Plakat
samt Name und Anschrift abgebildet und das Kunstwerk dann am Rathaus
aufgehängt.
Wir erinnern uns: Damals, vor ein paar hundert
Jahren, als in Deutschland noch Zucht und Ordnung herrschte - wie,
Deutschland gab es da noch gar nicht? Bildungsballast! - da war der
Pranger ein gar beliebter Ort unter der Bevölkerung, um sich mal so
richtig ausleben zu können. Da konnte der unbescholtene Mann und das
hehre Weib tatsächliche und vermeintliche Straftäter sowie Menschen,
deren Nase dem aufrechten Bürger nicht passte, als Abwurfstätte für
fauliges Obst zu verwenden; oder den Betreffenden fürsorglich
einzuspeicheln. Ob die Bad Langensalzaer das wohl mit dem Plakat auch so
getan haben? Zum Üben, bis der richtige Pranger installiert ist?
Der saubere FDP-Scherge scheint von rechtsstaatlichen Grundsätzen jedenfalls
nicht viel zu halten. Daß es Sache der Gerichte ist, Straftäter zur
Rechenschaft zu ziehen, und nicht die Sache eines kommunalen
Saubermanns, sollte eigentlich bekannt sein; ebenso könnte er eigentlich
etwas von einer "Unschuldsvermutung" gegenüber
mutmaßlichen Straftätern gehört haben, aber das ist von dem
Kommunalpolitiker offenbar etwas zu viel verlangt.
Jedenfalls: Er,
seine Gnaden Bürgermeister Schönau, würde wieder so handeln,
beteuerte er. Ein aufrrrrrächter Doitschärrr eben!
(via
Don Boscoe)
22/09/05
Der Comic zum Wahlkrampf: Asterix reloaded!
Wenn man das Aufjaulen kaum mehr aushalten kann, jetzt, wo unsere
Politiker doch tatsächlich einmal arbeiten müssen, um einen
politischen Konsenz (davon hat beim Parteieinrtritt aber nu keiner wat
jesacht!)
für ihre Koalition zu finden: Hier gibt es zur Erholung von dem
unerträglichen "ich will nicht, ich mag nicht, mit dem spiele ich nicht"
--
einen 44seitigen, retexteten Asterix als PDF zum Download:
Asterix und der Kampf ums Kanzleramt. Mit Angela Merktnix, Schrödix (by
Majestix) und Guidefix (by ... dem Fischkopp vom großen Graben).
Laden und genießen.
(via
IT&W - ja, dies soll kein Metablog sein, aber manche Dinge sind
einfach zu gut, um nicht genannt zu werden ...)
19/09/05
SpOn wirbt doch wieder!
Sie können es nicht lassen: Nachdem sie
das tendenziöse Kreuzchen entfernt hatten, hat der SpOn jetzt wieder
ein neues Kopfbanner mit einem Kreuzchen ...

Damit hat sich SpON gleich zwei IT&W-Bananen verdient.


(Danke an Kai für den schnellen Hinweis!)
Ertappt: Spiegel online macht kein Kreuz mehr für Merkel
Spiegel online hatte in seinem tendentiösen Kopfbanner zur Bundestagswahl lange Zeit demonstrativ das Wahlkreuz auf Merkels Seite gelegt.
Nachdem nun leider der Wählerwille und nicht die Medien über die Wahl entscheiden, hat es sich die Redaktion nun offenbar zumindest überlegt, ihre privaten Wahlpräferenzen nicht mehr ganz so offen in das Bild einzubringen: Der Praktikant durfte retuschieren:

Damit hat sich SpON wieder einmal redlich eine IT&W-Banane verdient!

18/09/05
Wahl 05: Schleichwerbung zur Bundestagswahl im NDR?
Der LINUX-Verband hat etwas dringend Notwendiges getan und gegen den NDR
geklagt, da dieser bei seinen Hochrechnungen das Micro$oft-Logo mit
einblendet. Die daraufhin erlassene einstweilige Verfügung
mußte bis zu einer Entscheidung nach der Wahl zurückgezogen werden
.
Wir leben in Groß-Schilda, was nichts Neues, aber doch immer wieder
bemerkenswert ist:
Während einerseits vollmundig gegen
Schleichwerbung gewettert und angeblich ach so effektiv vorgegangen
wird, wirbt der, wir erinnern uns, öffentlich-rechtliche,
sprich GEZ- und steuergeldfinanzierte NDR andererseits
ausgerechnet während der Bundestagswahl, einem Kern unserer
demokratischen Ordnung, für eine Firma, die Computerprogramme verkauft.
Werbung hat hier eigentlich nicht, NICHTS, verloren.
Aber
nein, DAS ist natürlich keine Schleichwerbung. Die Rechtsabteilung des
Senders hat sich da schon die passende Drumrumformulierung einfallen
lassen. Wenigstens biss das entscheidende Programm vorbei ist.
Also nochmal zum Mitschreiben:
Der NDR
betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung.
Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE
Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR
betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung.
Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE
Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR
betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung.
Fazit: Wählt
Die Partei, die verspricht uns in ihrem
schönen Spot offen und ehrlich und mit dem unerläßlichen Ehrenwort
die Freiheit von Schleichwerbung aller Art!
17/09/05
Wahl 05: Ich war's nicht!
... wenn tatsächlich Merkel machtet. Dankenswerterweise kann man dies nun auch für den Fall der Fälle öffentlich bekunden, und zwar hier: Ich war's nicht!11/09/05
Wahlwerbung ist Nonsens...
.... oder auch herausgeworfenes Steuergeld oder auch Ankurbelung der Medienwirtschaft oder auch Stimmviehpflege, in jedem Fall wird sie von Die Partei in ihren offiziellen (im Gegensatz zur APPD - hier ihre Entschuldigung - nicht ekligen) Wahlspots sehr schön auf den Punkt gebracht. Wer diese immernoch nicht kennt, kann sie hier genießen:Wahlwerbespot 1
Wahlwerbespot 2
Wahlwerbespot 3
Wahlwerbespot 4
Und jetzt alle: Die Partei, die Partei, die hat im-mer recht ...
03/09/05
Spaß im Wahlkampf
Das nervtötende und nicht-mehr-auszuhaltene Dummgewäsch jener wahlkämpfenden Personen, die sich aus unerfindlichen Gründen zur Vertretung der Bürger berufen fühlen, wird erträglich: Mit dem extra3 Frasen-Bingo !Zu mehreren Politikern gibt es dort Bingo-Karten, und so kann man sich gemütlich im Sessel zurücklehnen und eifrig Kreuzchen machen, wenn zum allerhöchstspannentollen Fernseh"duell" Frasen gedroschen werden, daß es nur so kracht. Viel Spaß!
02/09/05
"Intelligent Design" as a well-sponsored Ideology
In an interesting article on the topic, John Mohawk Ph.D, director of
indigenous studies at University of New York, examines what is behind
the ideology of "Intelligent Design", which seems to have grown quite
popular among the people of the USA (see
taz,
New York Times), and which should, according to Bush, be taught in school
as an 'alternative' to the Darwin theory.
.
In his essay, Mohawk
states that "Intelligent Design" is incompatible with Native American
religion (though one could think that the theory of a God tinkering with
evolution might be quite attractive for those religions). He also names
some organisations who financially and politically promote the self-made
ideology. Mohawk says,
"American culture these days is
powerfully impacted by the fact that very wealthy people who have some
pet ideas can bring these into public discourse by giving huge sums of
money to so-called conservative think tanks which then pay people to
write articles advancing their ideas. [...] Opponents of ''intelligent
design'' argue that it represents religion cloaked as science, that it's
impossible to subject it to scientific methods."
Also, a
crucial point in his argumentation is the fact that the "Intelligent
Designers" claim to know the ultimate truth about the Creation, in best
tradition of old-school christian missionaries. Yet it is a core
characteristic of traditional Native American religions that the
Creation is seen as a mystery man is not capable of understanding (as
for Lakota belief, this is highly true; the so called "Great Spirit",
Wakan Tanka, should better be translated as "Great Mystery" and is not so
much an individual God than a force which is as well omnipresent as a
specific conglomerate of lesser spirits).
For the full essay on
"Intelligent design" see
Indian Country Today.
01/09/05
Trotz 2 Millionen Bestechung nach einem Jahr auf freiem Fuß ...
... der Richter verbeugt sich tief, sehr tief vor Seiner Hochwürden, dem Angeklagten - und trotzdem gibt es noch Träumer, die glauben, Deutschland wäre ein guter Rechtsstaat ...Bananen! Banaaanen! Banaaaanen, frisch aus der Republik! (Aber wer eine klaut, wird eingesperrt!).
29/08/05
Anleitung zur Vermeidung von Hurricanes
[x] Kyoto-Protokoll nicht unterschreiben
[x] Stattdessen: Beten
[x] Beliebiges Land mit Ölreserven als "böse" markieren (optimal mit ehemals
befreundetem, aber übermütig gewordenem Diktator)
[x]
Betreffendes Land nachhaltig überfallen (20-Liter-Autos wollen auch
leben, und ein bisschen Foltern macht einfach Spaß!)
[x] Nicht
vergessen: Beten
[x] Ein Kind, das angeblich mit einem anderen
Händchen gehalten hat, als Pädophilen einsperren
[ ] ...
und anschließend der hexerischen Wettermacherei bezichtigen
[x]
Wie seinerzeit in Europa zu solchen Anlässen fleißig: Beten
[ ] Beliebige Großstadt auswählen (idealerweise
Kyoto)
[ ] Atombome darauf abwerfen (es besteht
wie damals zwar keine Notwendigkeit [
Rezension: Racing the Enemy], schadet aber auch keinem der Guten, und die
Betroffenen sehen danach lustig aus -> nebenbei Aufschwung der
TV-Unterhaltungsindustrie).
Dieser Eintrag ist nicht zynisch.
Zynisch sind Aussagen wie: "Der Irak ist sicherer geworden"
aus dem Munde seiner Angreifer.
PS. Wegen unserer Überschwemmungen
und dergleichen fassen wir uns bitte an die eigene dicke Nase.
17/08/05
Londoners, show strength!
Are all those facts which were presented to the public after the killing
of the Brasilian in London lies ? In dubio pro reo : Without this
basic part of justice, a democratic society is plain void.
England, have the terrorist attacks been so successful that You accept
shoot first, ask questions later-policemen?
You, England, being so
highly respected because of the thoughtful way You did cope with the
cruel mass-murders in Your subways and busses, You, so rich with
international culture, so beloved for Your unique sense of humor, do You
really surrender to the will of terrorists? Their goal is to spread
terrorism, fear and hysteria further - and such police actions are
precisely what they want.
English policemen, show openly
that You do NOT SYMPATHISE with murdering could-be suspects. Show that
English policemen do not want to become murderers.
People of
Britain, show openly that You did not elect this government to
tolerate such self-made cathastrophies.
11/08/05
The revenge of the 5-Minuten-Kanzler
"Ich akzeptiere es nicht, daß letztenendes der Osten erneut bestimmt, wer Kanzler wird, meine sehr verehrten Damen und Herren. (...) Es darf nicht sein, daß die Frustrierten über das Schicksal Deutschlands bestimmen." -- Edmund Stoiber, im August 2005Herr Edmund Stoiber, seines Zeichens Ministerpräsident des Landes Bayern, ehemals Untergebener vom Oberdemokraten Strauß(*), ist sauer. Denn immer noch scheint ihn der Horror der letzten Bundestagswahl zu verfolgen, der Ikarus-Komplex, möchte man sagen: Erst das Hochgefühl, es geschafft zu haben, Kanzler zu sein!, denn es war ja schon vor Ende der Stimmenauszählungen ganz klar, die CDU/CSU, also in Kameras grinsen, Kanzler aller Deutschen, was Strauß nicht geschafft, im Gegensatz zu ihm, der er bei Strauß noch nur ein -- und dann das! Mikerige Prozente poltern hinüber zu den Sozen und zertrümmern den Traum. Und alles nur wegen dieser doofen Ossis, die mit ihrer Flutkatastrophe, die für Schröder, und überhaupt, was für eine Frechheit, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Da ist es doch nicht verwunderlich, wenn Stoiber nun ins gleiche Horn wie Schönbohm stößt - zwar erklärt er die Ostdeutschen nicht schlankweg für die wahrscheinlicheren Mörder, aber stattdessen erklärt er sie am vergangenen Mittwoch für dumm: Leider gäbe es nicht "überall so kluge Bevölkerungsteile wie in Bayern".
Man möchte fast fragen, ob die CSU in ihrem Co-Wahlprogramm nicht auch den Auftrag für eine größere Sperrzaun- und Maueranlage vorgesehen hat, verpackt als effektive Senkung der Arbeitslosenzahlen und neue ABM in einem. Rhetorisch jedenfalls ist man wieder eifrig am mauern.
Wer tief fällt, nimmt manchmal Schaden. Und es bleibt zu fürchten, daß in diesem schnellen Wahlkampf noch so manche Beschädigung Einzelner ans Licht treten wird. Das Affentheater hat begonnen!
(*) Siehe zu der Vergangenheit des 5-Minuten-Kanzlers das Buch von Laiendecker, Stiller und Prantl, " Helmut Kohl. Die Macht und das Geld".
Nachtrag (dieser Blödsinn ist keinen eigenen Eintrag wert):
Und jetzt markiert Stoiber den Hasenfuß: Erst Lafontine zum Fernsehduell herausfordern (das wäre wenigstens einmal Realsatire zum Genießen gewesen) und dann, wenn der die Gelegenheit ergreifen will, doch nur ein Printduell durchführen wollen ... aber auch seine Aussage zu den Ostdeutschen war ja gar nicht so gemeint, die betraf ja nur die WASG-PDS. Es hat den Anschein, daß Stoiber derzeit niemals das meint, was er sagt. Die 5 Minuten haben Spuren hinterlassen. Weiter so, CDU/CSU!
Nachtrag II:
Meisterhafte Realsatire ist allerdings Forderung ausgerechnet von Schönbohm, Stoiber möge sich aus dem Ost-Wahlkampf heraushalten.
03/08/05
Wir wussten es alle: Schönbohm hat recht im Unrecht - die ostbaltische Rasse neigt zur Gewalttätigkeit!
Kein Kommentar zur geistigen Absens von Schil?, der im Rahmen der
Terrorismusdebatte durch diktaturverdächtige Vorschläge zur "
präventiven Gefangennahme" glänzt. Siehe dazu auch die
seltsam anmutenden Aussagen in einer Fernsehsendung zum Thema präventive
Dauerhaft eines Prof. Roth.
Aber ein Kommentar zu der
scharfsinnigen Analyse eines Schönborn -bohm, der
die DDR-Bürger im Kern seiner Aussage anläßlich des neunfachen
Kindermords als anfälliger für dergleichen erklärt, u. a. aufgrund ihrer
Proletarisierung. Gratulation zu einem neuen Höhenflug des Zynismus im
Geiste des nahenden Wahlkampfes!
Jedoch, o Schreck: Herr Schönbohm,
Sie sind im Irrtum! Es ist gar nicht der böse Sozialismus daran schuld,
sondern die Rasse, das wußte man doch schon 1930:
"Die
Zufriedenheit, die sich mit einer dürftigen Lebenshaltung zu begnügen
scheint, erweist sich nicht selten als eine verhüllende Decke über
grenzenloser Unzufriedenheit (der ostbaltischen Rasse). Die
unbefriedigten Gefühle schweifen unstet umher. (...) Gehässige Rohheit
liegt ihm überhaupt sehr nahe. Der Osten des deutschen Sprachgebietes,
wo die ostbaltische Rasse stärker beigemischt ist, zeigt eine hohe
Bestrafungsziffer für Rohheitsverbrechen (gefährliche körperverletzung),
überhaupt sind diese Gebiete kriminell sehr stark belastet (...) . "
- H.F.K. Günther, Rassenkunde des Deutschen Volkes, München 1930, S. 237,239
Was machen wir jetzt? Die Mauer wieder aufbauen! Aber dann wären Sie ja
arbeitslos ... na, in Bayern oder Hessen warten bestimmt schon Posten
auf einen klugen Herren wie Sie.
02/08/05
Abandoning Apple - who holds the key of the strongbox?
Bei
Boing Boing stehen einige beachtenswerte Gedanken zu Apples Plänen,
künftig Macs mit Intel-Prozessoren auszustatten. Nachdem eine
Entwickler-DVD von OS X für Intel in Umlauf gekommen ist, sind Gerüchte
im Umlauf, als würden einige sehr unschöne Details mit dem umgebauten
Betriebssystem einher gehen.
Dabei geht es weniger um die gern
etwas fetischistisch anmutende "Gut-Böse-Frage", sondern um das sog.
"Digital Rights Management", was nach
Boing Boing den freien Austausch (legaler) Dateien blockieren könnte: Wenn
man nicht dieses bestimmte Programm jenes einen Herstellers dazu
benutzt, es zu öffnen dann ist die Datei nicht mehr zu öffnen - man wäre
gezwungen, das eine Produkt zu kaufen.
Eine solche künstliche
Omnimonopolisierung wäre tatsächlich eine unschöne Sache,. sofern sie
praktikabel ist; sie wäre definitiv ein Grund, unverzüglich vor dem
bisher angenehm leistungsstarken, unkomplizierten, zuverlässigen und
sympathischen Betriebssystem zu flüchten. Eine Monopoloisierung á la M$
jedenfalls würde für mich den Ausschlag geben, den Fuß nicht mehr über
die virtuelle Schwelle dieser Firma zu setzen.
Warum auch nicht:
Wenn man auf einem Intel-Mac dann ohnehin GNU/LINUX laufen läßt, stellt
sich die Frage, wozu man da noch einen Macintosh-Rechner braucht. Denn
das Argument herausragender Qualität, das OS X ganz klar auf seiner
Seite hat, würde wegfallen, und das Design ist zwar hervorragend, um
nicht zu sagen allein auf weiter Flur, aber letztenendes nicht der
entscheidende Faktor.
Apple müsste also mit der Qualität der Hardware
und dem Support argumentieren.
Ansonsten - ansonsten war es das,
Apple.
Zu hundert Prozent stimme ich Boing Boings Aussage zu:
"My data is my life, and I won't keep it in a strongbox that someone
else has the keys for."
Wehret den Anfängen! Aber bevor man
zu Extremfolgerungen greift, lassen wir uns erst einmal überraschen, wie
gefährlich das DTRM für den Benutzer tatsächlich werden wird.
(via
Schockwellenreiter)
23/07/05
Erfolg des Terrors
Nicht nur die allgemeine Angst und Verunsicherung sowie die eilfertigen
und
wenig hilfreichen Vorschläge opportunistischer Politiker, sondern
auch Überreaktionen seitens der Polizei, die ein weiteres Todesopfer zu
jenen der Anschläge hinzuaddiert hat, sind die traurigen Folgen der
Anschläge in London. So schreibt Spiegel online:
"Tödlicher Irrtum von Scotland Yard: Der gestern in einem Londoner
U-Bahnhof von Beamten in Zivil erschossene terrorverdächtige Mann hatte
keine Verbindung zu den Anschlägen in der britischen Hauptstadt. "
(
Quelle)
Merke: Es waren, sofern man der Darstellung des Blattes
glauben darf, Beamte in Zivil - es wäre außerordentlich
hilfreich, den genaueren Verlauf zu kennen.
Denn so wird die
Vermutung genährt, daß der Getötete sich vielleicht nicht durch
Zivilpolizei, sondern durch Kriminelle verfolgt gesehen habe und
daher, wie es die meisten von uns auch tun würden, aus natürlicher Angst
die Flucht ergriffen habe - dann hätte mithin jeder das Opfer der
Kopfschüsse werden können.
Zudem wurde das bereits fixierte
Opfer aus nächster Nähe mit Kopfschüssen getötet. Dieses Bild firmiert
fatalerweise sonst als Hinrichtung. In dieses Licht darf die
Arbeit der Polizei nicht geraten.
Deshalb ist es mit einem
halbherzigen "Bedauern" nicht getan. Es bleibt dringend zu hoffen, daß
die angekündigte Untersuchung zu dieser Erschießung rasch und umfassend
durchgeführt und öffentlich bekannt gemacht wird. Der Terror darf nicht
noch mehr Angst und Unsicherheit erzeugen - zumal gegenüber den eigenen
Ordnungskräften -, als es ohnehin schon der Fall ist. Ungeahndete
Wildwestmethoden haben in einer guten Demokratie auch in Krisenzeiten
nichts verloren.
Nachtrag:
Um es noch einmal in
Erinnerung zu rufen:
Hier ist ein Mensch aus Versehen
erschossen worden.
Nachtrag II:
Und die
offizielle Aussage, daß es sinngemäß auch weiterhin
zur versehentlichen Tötung Unschuldiger kommen könnte
(ZDF heute, 19:00), ist an Zynismus wohl kaum zu überbieten.
Zitat:
"Scotland-Yard-Chef Blair entschuldigte sich für die "Tragödie", verteidigt
aber die Strategie des "shoot to kill". Auch der frühere Polizeichef
Lord Stevens befürwortet Todesschüsse: "Wir leben in einer Zeit des
Bösen, wir sind im Krieg." (
Quelle)
Diese Bush-Rhetorik inklusive der altbekannten, religiosoiden
Gut-Böse-Klatsche hat in einer europäisch-humanistisch geprägten
Demokratie keinen Platz.
Derlei Vorgehen darf nicht zur akzeptierten
Routine werden, auch nicht "nur" rhetorisch. Sonst hat der Terror die
Demokratie dazu gebracht, sich selbst zu erledigen.
20/07/05
Aktion für mehr Demokratie
Der durch seine "scharfzüngigen" und mutigen politischen Plakate bekannt
gewordene Künstler
Klaus Staeck wendet sich mit der
Aktion für mehr Demokratie gegen die voreilige Annahme, daß es einen
Regierungswechsel im September geben werde und gegen die allgemeine
Totsagung von Rot-Grün. Denn seiner Ansicht nach kann die Demontage des
Sozialstaates nur durch eine Stärkung der SPD, trotz allem, aufgehalten
werden.
In einem Weblog kann man den Fortschritt der Aktion verfolgen und Neuigkeiten
nachlesen (unter anderem zur groß angelegten Falschmeldung des SPIEGEL,
Schröder habe eine Runde aus Künstlern und Schriftstellern zu seiner
Unterstützung versammelt).
In dem Aufruf zur Aktion heißt es:
"Wahlaufruf 2005: Aktion für mehr Demokratie
Am 18.
September geht es um eine Richtungsentscheidung.
Bei aller
Kritik, die wir an einzelnen politischen Entscheidungen der
Vergangenheit hatten: Wer nicht möchte, dass der Sozialstaat demontiert,
Arbeitnehmerrechte beschnitten und die Gewerkschaften zerschlagen
werden, muss die SPD stärken.Die gegen massiven Druck verteidigte klare
Haltung von SPD und Regierung zum Irak-Krieg bleibt unvergessen. Unter
einer Unions-Kanzlerin stünden heute deutsche Truppen im Irak.
Auch die Haltung der rot-grünen Regierung zur UNO und zu Europa, eine
effektive Entwicklungspolitik, sowie die erfolgreiche Initiative zur
Entschuldung der Länder der Dritten Welt gehören zu den Aktivposten in
der Regierungsbilanz.
In der Familienpolitik, bei der
Modernisierung des Staatsbürgerschaftsrechts, Verbraucherschutz– und
Behindertenpolitik hat die rot-grüne Regierung die Lebensbedingungen der
Menschen wesentlich verbessert. In der Energiepolitik werden durch die
Förderung von erneuerbaren Energien Umweltschutz- und
Beschäftigungsziele gleichermaßen erreicht. Dass Union und FDP den
eingeleiteten Ausstieg aus der Atomenergie rückgängig machen wollen, ist
für uns Grund genug, SPD zu wählen. (...)" (
mehr)
Den Wahlaufruf für mehr Demokratie
kann man hier unterschreiben.
Fragt sich nur, ob eine mit der FDP
koalierende wiedergewählte SPD wirklich den hier geforderten Kriterien
stand halten standhalten würde ...
19/07/05
Überparteilich
A propos Klaus Staeck und
Aktion für mehr Demokratie:
Bei näherer Betrachtung mutet das
Banner schon seltsam an, das der SPIEGEL in seiner Überparteilichkeit
über einen Artikel zum Merkel-Auftritt setzt:
Wo liegt das Kreuz? Wer lächelt hier allzusüß? Wer schaut hier vergrätzt?
Was für ein Zufall.
15/07/05
Killer Milchschnitte fraß U-Bahn auf
Herzlichen Glückwunsch! Zum Jubiläum hat sich
Bildblog.de eine schöne Postkarte ausgesucht (habenwollen!).
Man begegnet dem Betreffenden eigentlich eher wie einem Satireblatt, aber was
für ein hanebüchener Unsinn, welche Verleumdung und welche Hetze
tatsächlich publiziert wird, wird erst in der geballten Aufzählung
deutlich, die sich bei
Bildblog.de stets tagesaktuell findet.
12/07/05
Damit die Reichen noch reicher werden?
Ein Allheilmittel: Mehrwertsteuer rauf und Spitzensteuersatz runter! Auf
die Umsetzung und das Zutreffen angeblicher "Entlastungen" darf man
gespannt sein.
Das ist soziale Politik - wie
Klaus Staeck, der begnadete Politkünstler, schon damals auf ein Plakat
schrieb:
Damit die Reichen noch reicher werden. Nur daß sein Zusatz nun wohl nicht
mehr ganz zutreffen wird.
(Nicht minder aktuell ist das Plakat von
1973 , "
Eigentum verpflichtet zur Ausbeutung" oder von 1974, leicht zu
aktualisieren: "
Nostalgie ist noch lange kein Grund CDU zu wählen".)
Und
liebe Redaktion von ZDF heute: Warum interviewt Ihr dazu ausgerechnet
die Yuppies im Berliner Scheunenviertel (in exklusiver Bar)? Wie schön,
daß einer der Interviewten sagte: Die kann ich eh abführen
. Die Reichen und Möchtegernreichen sollte man vielleicht nicht gerade
ausgerechnet zu lächerlichen zwei Punkten konsultieren.
09/07/05
Auswandern? Ja NATÜRLICH!
Gerade im DLF: Die neue "Auswanderungs-" oder zumindest zeitweise
Auslandsarbeitswelle aus Deutschland.
In Anbetracht des
Trauerspiels, das unser Land bei der nächsten Wahl aller
Wahrscheinlichkeit nach erleben wird, und in Anbetracht des
Arbeitsmarktes, UND in Anbetracht des gegenwärtig grassierenden
Neoliberalismus, der nassforsch
Arbeitslosigkeit als Chance verkauft und sich generös gibt
(Gratis-dürfen-Sie-vielleicht-ein-Jahr-honorarfreies-Praktikum-machen-aber-nur-mit-Doktor-und-unter-25)
ist das vielleicht gar keine abwegige Perspektive.
Wollen doch mal
sehen:
[x] Interdisziplinäre Qualifikation in Natur- und
Geisteswissenschaften
[x] Arbeitserfahrung
[x] Vielseitigkeit
[x] Teamkompetenz
[x] Organisationskompetenz
[x] Sozialkompetenz
[x] Pädagogische Praxis
[x] IT-Kompetenz
[x] Positive preußische
Tugenden (in gesundem Maße)
[x] Auslandserfahrung
[x]
Praktika in verschiedenen Institutionen
[x] Eigeninitiative
[x]
Willen zu dauerhaftem Engagement
[x] Fremdsprachenkenntnisse
[x]
Noch nicht "alt"
[ ] Doktortitel in Arbeit
Will sagen: Wenn ich die Chance bekomme, in Schweden eine Stelle (nein, kein
Gratis-Praktikum, herzlichen Dank) zu erhalten - dann werde ich diesem
unseren Lande selbstverständlich sofort den Rücken zukehren.
07/07/05
Es ist ekelhaft!
Erst einmal: Mitgefühl und Anteilahme den Opfern der
Terroranschläge in London.
Was die Berichterstattung betrifft:
Ist es mittlerweile selbst bei
einem Terroranschlag nicht mehr möglich, einen Korrespondenten alleine
und als einzigen sprechen zu lassen -müssen im Hintergrund parallel zu
seinen Aussagen die Bilder der Katastrophe laufen (hier nicht etwa bei
RTL, sondern in der Tagesschau der ARD)?
Meinen die Damen und
Herren Regisseure, daß man ohne diesen erbärmlichen Unterhaltungstrick
die Menschen nicht vor der Kiste halten kann, wenn Leute berichten und
Ansichten verdeutlicht werden?
Wird ein Terroranschlag durch eine
solche Bildregie nicht in die Nähe von "spannender (=guter)"
Unterhaltung gerückt?
Erinnert das nicht an visuelle
Leichenfledderei?
Entschuldigung, aber unsere Medien widern mich
an.
05/07/05
Gratulation!
BildBlog hat den Grimme
Online Award bekommen.
Das ist nicht etwa das Blog von BILD, sondern
ein Blog, das die Publikationen, "Fakten" und Kommentare jenes Blattes
kritisch beobachtet und Unstimmigkeiten, haltlose Unterstellungen,
Behauptungen, falsche Bildzuordnungen und dergleichen auflistet. Daher
ist es jedem zu empfehlen, der sich, ohne BILD kaufen zu wollen, einen
Eindruck von dem Charakter dieses Blattes verschaffen möchte.
Also: BildBlog besuchen!
26/06/05
Arbeitslosigkeit ist eine CHANCE! MfG, Ihr Handelsblatt.

Man fühlt sich versucht zu sagen, ganz im Sinne der Krankheit-statt-Ferien-Vorschläge: Arbeitslos zu sein ist doch wie Freizeit. Und was die Länder, "die keinen Kündigungsschutz haben" , angeht: In den USA beispielsweise erfreuen die Leute sich tatsächlich teilweise drei Jobs gleichzeitig! Und können sich trotzdem kaum ernähren. Wie schön!
Aufgrund der tieferen Erkenntnis dieser Aussage ist sie hier als MP3 zu finden. Zurücklehnen und genießen (bitte beim Weitergeben auf den eigenen Server kopieren! Danke).
Liebes Handelsblatt, diese Dame braucht dringend eine Chance, etwas in ihrem Leben zu verändern.
10/06/05
Abhebende Neubauten


Alptraum zum Thema Neuwahlen vor hintersinniger
Berliner Architektur einmal mit, einmal ohne klärendem (und zu platten?)
Hinweis.
(Wer möchte, kann das Bild selbstverständlich gern
auf seine Seiten kopieren - bitte nur mit einem kleinen
Quellennachweis bzw. -link versehen. Danke!)
22/05/05
Ein schwarzer Tag.
|
14/05/05
Die Medien zum 8. Mai und das Pin-Up
Es stimmt nachdenklich, wenn der Anstreicher einem in bald jeder zweiten
Ausgabe diverser Illustrierten - oft genug auch auf dem Titelblatt - in
manchmal angenehm diabolischer, manchmal ästhetisch-fotogener, manchmal
überhöht-heldenhafter Pose begegnet.
Verwandelt die,
man möchte bald sagen: schamlose Nutzung seiner Anziehungskraft ihn, der
haupt- und mitverantwortlich an dem von den Deutschen verübten
Massenmord - sei es mit Gas oder Krieg - gewesen ist, verwandelt diese
Nutzung ihn nicht unweigerlich in eine Art zynisches Pin-Up, das man um
der Leser Willen nach Belieben und gefällig auf seine Titelseiten und in
seine entsprechenden Texte druckt?
Deutlicher noch als in den
Printmedien wird dies im Film, wenn neben g.k.pisierten Serien inklusive
endloser und unweigerlich mitfühlender Täterselbstdarstellungen mächtig
mit jenem Anstreicher in Haupt- und Nebenrollen gemenschelt wird - wie
zynisch muß einem Opfer der Titel "Hitler Privat", Einschaltquoten
garantierend, in den Ohren klingen.
Verweist ausgerechnet das
Fernsehen aber auf seine dokumentierende, ja aufklärende Funktion, so
ist dies Anachronismus: Ein Medium, das sein Fähnlein nach den
Einschaltquoten richtet; das sich ohnehin so schwer zum Vermitteln von
Fakten und komplexeren Zusammenhängen - auch schon bei simplen
Problemstellungen - eignet; bei dem mehr als in jedem anderen die Gefahr
einer ungewollten Heroisierung, Idealisierung oder einfach nur
Vermitmenschlichung besteht, ein solches Medium ist wohl kaum dazu in
der Lage, die diabolische Faszination, mit der es spielt, in einer
grotesken Spielfilm-Dokumentarfilmhybridisierung zu beherrschen,
geschweige denn aufzulösen.
Was hier geschieht, erweckt den
Eindruck nicht einer Vergangenheitsaufarbeitung, sondern einer
schlichten wirtschaftlichen Kalkulation um Zuschauerzahlen. Und wäre
damit derart zynisch, daß jeder mahnende oder gar anklagende Gestus der
Ausführenden - um das Wort "Täter" zu vermeiden - in sich zusammenfallen
muß.
Zu den Dynamiken, die aus Tätern Opfer machen - man bedenke nur die
Verschiebung des Fokus von den Opfern des deutschen Terrors auf deutsche
Bombenopfer und Vertriebene, die rechten Kreise werdens danken - und zur
allgemeinen derzeitigen Geschichtswahrnehmung hat der Historiker Prof.
Dr. Norbert Frei das Buch
"1945 und wir. Das Dritte Reich im Bewusstsein der Deutschen"
geschrieben, das seinen Rezensionen nach eine lohnenswerte und eben:
informative Lektüre sein dürfte.
Rezensionen:
Perlentaucher Überblick:
http://www.perlentaucher.de/buch/20319.html
Desweiteren
http://www.zeit.de/2005/09/P-Frei
10/05/05
Holocaust-Mahnmal in Berlin eröffnet
Das Stelenfeld ist heute
eröffnet worden.
Wenngleich es während seiner Planungs- und
Bauzeit heftig umstritten war - und es, teilweise mit bitterbösen
Kommentaren, teilweise mit durchaus
stichhaltigen Argumenten, immernoch ist - ist es m. E. wichtig, daß der
Vorsatz zur Schaffung eines Mahnmals nicht zerredet worden ist. Auch
wenn es sicherlich nicht als "Denkmal" bezeichnet werden sollte, wie es
der
Förderkreis tut, und schon gar nicht - wie es vermutlich nicht nur in
scharf formulierter Kritik geschehen wird - als "Attraktion".
Die Diskussion, die es auch weiterhin um das Mahnmal geben wird, ist
vielleicht auch eine durchaus positive Auswirkung dieses unübersehbaren
Baus.
04/05/05
Günter Grass in der ZEIT zum Thema Heuschrecken
"Mithin entscheidet das Parlament nicht souverän. Es ist von den
mächtigen Wirtschaftsverbänden, den Banken und Konzernen abhängig, die
keiner demokratischen Kontrolle unterliegen. (...) So missrät das
Parlament zur Filiale der Börse. So unterwirft sich die Demokratie dem
Diktat des global flüchtigen Kapitals." (
Quelle)
Für Nicht-ZEIT-Abonnenten findet sich der Artikel "Freiheit
nach Börsenmaß" von Günter Grass, der die gegenwärtige Nebelwerferei um
die "Kapitalismusdiskussion" und einige neoliberal-prokapitalistische
Dummschwätzerargumente durchdringt,
auch online .
Für Audiophile gibt es hier auch eine Tondatei mit dem
von ihm gelesenen Artikel. Zum reflektierten Anhören wärmstens empfohlen.
25/04/05
Kinderziehung mit Handschellen und Polizei
Warum, zum Teufel, muß die mächtigste Nation der Welt die Klischees über sich andauernd bestätigen?Eine Fünfjährige, die sich aufrührerisch gab, wurde in den USA in Handschellen abgeführt ...
Wenn das ein Einzelfall gewesen wäre - könnte man sagen, je größer das Land, um so mehr geistige Krüppel gibt es eben, und so etwas kann in ähnlicher Form wohl auch bei uns mal passieren - der Mensch ist eben ein wunderliches Wesen. Aber es ist kein Einzelfall.
Wir erinnern uns, im Land der Guten wurde ein Zehnjähriger als möglicher Vergewaltiger verhaftet, ein anderer aus politischem Opportunismus an der Reise zu seinem Vater nach Cuba gehindert, mehrere kleine Kinder wegen Küssen als Sexualstraftäter stigmatisiert, ein Junge wegen Schießens mit einer Banane der Schule verwiesen, ein anderer wegen Schießens mit einer Spielzeugpistole am Straßenrand erschossen ... to be continued ...
Nachtrag:
An sich können sie in ihrem Musterland treiben, was sie wollen, schließlich ist es deren Innenpolitik. Nicht mehr ihre Sache allein ist es aber, wenn ein solches Land missionarisch-aggressive Außenpolitik betreibt und glaubt, andere Länder über moralische Fragen belehren zu können.
13/04/05
75er Ehrenwort vs. Verfassung etc.
Nachdem das öffentlich-rechtliche Fernsehen sich zu Helmut "Für
Sie immernoch DOKTOR"(*) Kohl in Sachen Ikonisierung zu seinem
75ten einen abbricht, mag man sich nach rauschender Feier das Mütchen
kühlen mit dem entmythifizierenden Buch von Laiendecker, Stiller und
Prantl, "
Helmut Kohl. Die Macht und das Geld", wo steht, was unser
Sechzehnjahreexkanzler sonst noch so getrieben hat.
(*) Wo
steckt eigentlich seine Dissertation - die muß ja wie jede andere
veröffentlicht und zugänglich sein?
Nachtrag:
Lustig, was ein
Blogger bei der Suche nach Laiendeckers Buch von einem Online-Shop
als Alternativtitel angezeigt bekommen hat ...
01/04/05
***********************
Gerne würde ich etwas über einen interessanten Punkt in Sachen der aktuellen "Sterbehilfefall" und der gerade stattgefundenen Schulschießerei in einem Reservat posten ... diese Freiheit kann ich mir allerdings im Augenblick nicht leisten.
Nachtrag:
Um Mißverständnisse zu vermeiden: Der betreffende
Punkt ist keine dramatische Erkenntnis, nur eine Sache, die ein nicht
neues, aber stets bedenkenswertes Licht darauf wirft und die der oben
verlinkte Artikel anprangert.
31/03/05
Die Mohrrübe und der Esel
Vor einer Weile stand in der ZEIT wieder einmal so eine
Stellenausschreibung: "Suchen Volontär/in mit Promotion auf
mindestens ...". Klar, so ein un-oder unterbezahltes Praktikum
verspricht einem ja einen prima Einstieg ins Berufsleben, und die Türen
zum Job springen förmlich auf vor Begeisterung. Außerdem ist der Himmel
grün, der Papst Islamist und teure Bildung so wahnsinnig viel wert.
Die ZEIT hat dem Thema nun
einen Artikel gewidmet.
Für meinen Teil bin ich Magister, promoviere
und werde ganz bestimmt kein Praktikum und kein Volontariat, oder wie
diese erbärmliche Esellockmohrrübenrute auch immer genannt wird, mehr
machen. Das gehörte zur Studentenzeit.
29/03/05
Wirtschaft um der Wirtschaft willen II
"Man kann diesen Mißbrauch nicht scharf genug verurteilen. Noch
einmal sei feierlich daran erinnert, daß die Wirtschaft im Dienst des
Menschen steht" - Papst Paul VI.: Enzyklika Populorum
Progressio, 1967
Einer der seltenen Fälle, in der ich eine
Papststimme sympatisch finde. Das Zitat steht einem nicht minder
interessanten Buch voran:
"Und während die Steuren sanken, kroch
in Schulen und Kindergärten der Schimmel die Wände hoch",
schreibt Heribert Prantl, Co-Autor von Laiendeckers kritischer
Kohl-Biographie, "
Helmut Kohl. Die Macht und das Geld" in seinem Buch
"Kein Schöner Land".
Die
Kritik und das erste Kapitel klingen schon mal sehr interessant - und
bedrückend wahr zugleich.
Siehe auch Blog-Eintrag "
Wirtschaft um der Wirtschaft willen" vom Februar. Danke für den Hinweis an
Kai)
14/03/05
Auswüchse, wohl genährt auf Kosten ...
"Machen se folgendes Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, morgen fallen alle Unternehmensberater, alle Investmentbänker und alle Aktienanalysten tot um, oder morgen fallen alle Krankenschwestern, alle Polizisten, alle Feuerwehrleute und alle Altenpfleger tot um. Und überlegen Sie kurz, was Sie persönlich vermissen würden." -- Volker Pispers, ... bis neulich ... Version 2004, Live in Berlin (DVD).Der m. E. mit Abstand scharfzüngigste Kabarettist des Landes filetiert den Zeitgeist. Die DVD ist nur zu empfehlen.
17/02/05
Schockwellenreiterzeit II: Die Kampfroboter sind da
Stellt sich die Frage, warum die Menschheit alles tut, um sich selbst abzuschaffen ... nachdem das mit der A-Bombe (bislang) nicht geklappt hat, versuchen wir es jetzt mit Robotern.Na denn, selbsternannter Sapiens Sapiens: Glück auf!
( Schockwellenreiter)
14/02/05
Wirtschaft um der Wirtschaft Willen
Werden wir begreifen, daßa.) Kapitalismus, insbesondere der derzeit populäre Raubtierkapitalismus, weder Naturgesetz noch die höchste menschliche Entwicklungsstufe ist
b.) Wirtschaft - zumindest auf lange Sicht - den Menschen dienen muß, das Prinzip der Wirtschaft um der Wirtschaft Willen aber illegitim und somit irrsinnig ist?
Vermutlich muß es aber erst wieder knallen. Der Eindruck vertieft sich weiter durch den Artikel Die Plünderer kommen im Freitag.
06/02/05
Das Sonntagszitat
Zu einem Glaubensstreit zwischen der Erde und einer anderen Weltraumzivilisation schreibt Stanislav Lem:"(Diese Welt wurde laut christlicher Theologie) von Gott geschaffen, und so kann es keinen verschrobeneren Glauben geben als den, der das Ergebnis der göttlichen Schöpfung für ein Provisorium ansieht, das beim Jüngsten Gericht weggefegt wird. Welche Usurpation und Anmaßung unter dem Lärvchen der Demut, sich nicht mit dem göttlichen Spatz in der Hand zu begnügen, sondern nach der Taube auf dem Dach zu verlangen, wo es mehr Komfort und ewige Genüsse gibt." (Lem, Lokaltermin, S. 163 f.)
21/01/05
Das subjektive Empfinden der Masse steht über der Freiheit des Einzelnen
... zumindest in Athen, wo der (subjektiv geurteilt:) hervorragend (objektiv festgestellt:) bissige Karikaturist Haderer wegen seines Bilderbuchs "Das Leben des Jesus" zu sechs Monaten Haft in Abwesenheit verurteilt worden ist. Das entspricht einem halben Jahr Menschenleben, weil die religiöse Majorität sich in ihren religiösen Gefühlen getroffen zu sein meint.Wie gut, daß wir Europäer über den Vorwurf des religiösen Fundamentalismus erhaben sind - wie haben wir uns über Salman Rushdies, zwar unvergleichlich härtere , aber inhaltlich nicht unähnliche, Verurteilung durch "islamische Gottesstaaten" aufgeregt ...
10/01/05
"adidas School Shooting T-Shirts"
Dieses Angebot zeugt mal wieder von grenzenlosem Zynismus: Ein Händler bietet ein T-Shirt mit der Überschrift "adidas True School Shooting Shirt" an. Wir erinnern uns, School Shooting waren die Schülermassaker in Erfurt, Columbiune und mehrere anderen Schulen. Interessant für unser Buchprojekt ...08/12/04
Patridioten
"Ich brauche Brot, Zwiebel, Früchte, Gemüse und dann und wann ein Glas Rotwein. Ich brauche die Liebe meiner Frau (...) Aber eines brauche ich nicht: Ein Vaterland. " schreibt Sehpferds Sinnliche Seiten. Und der Schockwellenreiter kommentiert die sinnentleerte Debatte unserer sinnsuchenden statt politikmachenden Politiker um den angeblichen Mangel treffend mit Schopenhauer und einem passenden Artikel aus DIE ZEIT.Zum Wohle.
26/11/04
"Tagesspiegel" gibt sich als Käseblatt
Mit einer so klaren Bestätigung für die Kündigung des "Tagesspiegels" hätte ich nach drei Jahren nun nicht gerechnet. Da verwechselt dieses Blatt seine komplette Titelseite doch mit einer Werbetafel und ist auch noch stolz darauf. Sollte das ein dezenter Hinweis auf die Qualität und Unabhängigkeit des Inhalts gewesen sein? Wie es im DLF schon hieß: "Die Tageszeitung und gerade deren Seite Eins stehen für Qualität im Journalismus."Wie auch immer - Bravo Tagesspiegel. Das war eine Glanzleistung.
25/11/04
Lexikon des Rechtsextremismus online

Kaum wurde das IDGR, das mir schon mehrfach als schnelles und recht ausführliches Nachschlagewerk gedient hat, heute Abend unmittelbar vor den Tagesthemen in Panorama erwähnt, ist der Server schon überlastet ...
09/11/04
3. Oktober vs. 9. November
Während der 3. Oktober u. a. nach dem überaus kompetenten Politiker FJS installiert worden ist(*), der auch NS-Offizier für "wehrgeistige Führung" gewesen war, Kontakte zur Rechten Szene pflegte und Gegner mit "Ratten und Schmeißfliegen" verglich(**) und in sofern herzlich wenig mit der Deutschen Einheit zu tun hat, sieht das mit dem 9. November schon etwas anders aus.Wäre es nicht angebracht, den 9. November als Gedenktag durch einen "Feier"-Tag aufzuwerten anstelle des beliebigeren 3. Oktober?
Zur Erinnerung:
Am 9. 11. ...
- 1948: Erschießung des Paulskirchenabgeordneten Blum, "Friedhofsruhe"
- 1918: Proklamation der Deutschen Republik
- 1923: Hitlers Marsch auf die Feldherrenhalle gescheitert.
- 1929: Geburt des Schriftstellers Imre Kertész
- 1938. Reichsprogromnacht ("Reichskristallnacht")
- 1989: Fall der Berliner Mauer
(*) R. Diederich/R. Grübling, Stark für die Freiheit, Erlangen 1989, zu Abb. 119, "Ein Strauß für Deutschland" von Rainer Hachfeld, S. 179 f.
(**) Zuletzt kolportiert vom DLF am 6.11.04
03/11/04
Ein schwarzer Tag.
Vergessen wir dabei aber nicht, daß wir ein ähnlich knappes Wahlergebnis mit einem " Fünf-Minuten-Kanzler" gehabt haben, der uns vermutlich auch voller Eile in den extrem heiligen und überaus gerechten Krieg gegen den Irak geführt hätte - hätte sich die Wahl nicht sehr knapp doch gegen ihn entschieden.01/11/04
US-Wahl: Dies kann nur Satire sein ...
... http://www.moorewatch.com/, darunter der Beitrag:"If you plan to watch a polling place in one of the swing states, especially Ohio or Florida, please remember to do the following: (...) Don’t forget food, water and a first aid kit. You never know what might happen. You might be there all day. You could drop a camera on your foot. Who knows. Your safety is more important than anything, so be safe!" - YOU ARE NEEDED, the reprise.
Jep, there might always come a nasty (+ evil) nuclear missile heading Your way, so carry Your tabletop with You. Then You are ready to hide under it. Just in case. Gives nukes no chance. Oh dear.
29/10/04
Wahlaufruf als Musikvideo
Man kann von Eminem halten, was man will, aber vielleicht bringt er mit dem Video Mosh ein paar Wähler mehr dazu, zur Wahl zu gehen. Es geht ja nur um Weltpolitik.( Bronskis Blog)
20/10/04
Feldjäger auf der Buchmesse: Leipzig "schiesst"
Spät, aber mit genügend Vorlauf vor der Leipziger Buchmesse 2005 zum Thema Leipzig liest.Was auf der Leipziger Buchmesse passiert, wird einem erst nach einer Weile richtig klar. So ungeheuerlich ist das, was sich dort seit Jahren zuträgt. 2004 ist es dann eskaliert.
An dem Ort, an dem internationale Schriftsteller vorgestellt, an dem Bücher bewundert und beworben werden und der Grundstein für so manche literarische Publikation gelegt wird, ausgerechnet an diesem Ort der Hochkultur stehen Soldaten vor dem größten Stand der Buchmesse und preisen dort - nein, weniger Bücher, als vielmehr ihr Krisensimulationsspiel an. Sie machen Werbung, weniger für Bücher, als vielmehr für die Bundenswehr. Wenige stört es. Die es gestört hat, haben sich 2004 Gehör verschafft. Aufgelöst wurden die Proteste von der Polizei sowie - und hier wird es besonders problematisch - von den Feldjägern.
Der Einsatz von Feldjägern (man halte sich erneut den Ort des Geschehens vor Augen) wurde von Minister Rasch (Sachsen) als "auf der Grundlage des Gesetzes über die Anwendung unmittelbaren Zwanges duch Soldaten der Bundeswehr" legitimiert, unberührt durch den Protest des PEN, Harry Rowohlts, Peter Handkes u. v. a.
Es ist unvorstellbar, daß die Bundeswehr auf den Buchmessen ihre Werbetrommel rühren darf. Und doch ist es so. Damit diese abstoßende Verhöhnung der Literatur - und auch unserer kulturellen Werte an sich - ein Ende findet, muß der Protest weiter gehen. Und lauter werden.
Wenn die Bundeswehr schließlich die Verlagsstände der Messe als Panzerabstellflächen zur Anwendung unmittelbaren Zwanges konfisziert hat, dann hat Leipzig, was es verdient: Keine Buchmesse mehr.
Zum Verlinken von Seiten zum Thema "Leipzig schießt" / "Bücher statt Bomben" hier ein von mir erstelltes Linkstreifchen.

Die Entwicklung wird unter Leipzig schießt (wieder?) beobachtet.
Artikel zum Thema (Leipzig 2004):
http://www.mdr.de/leipzig-liest/625582.html
http://www.freitag.de/2004/25/04251001.php
http://www.netzeitung.de/buecher/buechernews/278950.html
18/10/04
Wer Bibliotheken schließt...
"Wer Bibliotheken schließt, fördert den internationalen Terrorismus" , ließ der Friedrich-Bödecker-Kreis 2002 in einer Presseerklärung verlauten.
Weiter so, du "Volk der Dichter und Denker".
(DfdH an Kai)
22/09/04
Mitfahren statt Bahnfahren


Dank der Neuköllner "Mannis Fahrschule Energy" (sehr zu empfehlen!) bin ich nun stolzer Besitzer eines Führerscheins - und was den Umweltschutz betrifft:
Mitfahren statt Bahnfahren!
Für das bunte Internet habe ich dazu ein passendes Logo kreiert ... bei Gelegenheit muß ich die Schrift noch überarbeiten.
20/09/04
Kritischer Dialog vs. Empfehlungskultur
In Hannover fand am vergangenen Wochenende das zweijährige Autorentreffen des Friedrich-Bödecker-Kreises statt, der sich um die Leseförderung in Deutschland sehr verdient gemacht hat.Zum 50. Geburtstag des Kreises kamen unter anderem auch Christine Nöstlinger, die in den Diskussionen die Ruhe und Gelassenheit eines knorrigen Baumes ausstrahlte, und Hans-Joachim Gelberg, der in seiner Rede 50 Jahre Erfahrungen mit der Kinder-und Jugendliteratur den denkwürdigen Satz sagte: "Es fehlt am kritischen Dialog. Stattdessen hat sich (in den Rezensionsspalten des Feuilletons) eine Empfehlungskultur etabliert."
Sofern es überhaupt eine nennenswerte Wahrnehmung der Kinder- und Jugendliteratur in unseren Feuilletons gibt, sei hinzugefügt.
19/09/04
Undemokratische Gesprächskultur
Dafür habe man gerade ein Beispiel bekommen, verkündete der Sprecher im Anschluß an das Interview mit dem Vertreter der NPD nach der Wahl in Sachsen. Die Moderatorin hatte allerdings ihrerseits eben diese Unkultur praktiziert, indem sie den Vertreter der NPD agressiv, wenn nicht gar hysterisch unterbrach. (Gegen Mißverständnisse: Das demonstrative Weggehen der anderen Politiker war dagegen m. E. ein ebenso legitimes wie wichtiges Zeichen.)Man kann die Rechten effizient (unter anderem) mit anständiger Gesprächskultur bekämpfen und darf sich nicht ihrer Mittel bedienen. Erst recht nicht in einem Beitrag für die Tagesschau. Auf diese Art wird man dem Problem nicht gerecht, ganz im Gegenteil.
Es stimmt: Wir brauchen gute Gesprächskultur - aber auf allen Seiten.
27/08/04
Rassentheorien auf dem Server der Uni Heidelberg
Erstaunlich, was sich auf den Servern deutscher Universitäten so findet.Rassentheorien aus den 20er und 30er Jahren beispielsweise, dargestellt von einer angehenden Lehrerin (!).
[ http://www.ph-heidelberg.de/stud/heppn/reli_2_7.htm ]
Abgesehen von der Tatsache, daß der überwiegende Teil der Behauptungen sachlich falsch ist und einige höchst bedenklich - so der Gebrauch des biologisch unsinnigen und gesellschaftlich äußerst brisanten Wortes " reinerbig" - stellt sie dieses empfindliche Thema mit einer unverantwortlichen Leichtfertigkeit und einer mehr als dünnen Literaturbasis ins Internet. Der Anschein des Wissenschaftlichen erhöht die Unangemessenheit der online gestellten Arbeit.
Es wäre dem Ansehen der Universität Heidelberg sicherlich dienlich, wenn die Arbeit vom Uniserver genommen würde.
Nachtrag:
7.4.05: Die Universität hat es endlich geschafft, die Seiten offline zu nehmen! Höchste Zeit - den Betreffenden sei gedankt.