Lesungstipps

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Uhus Tipps für erste Lesungen

Sie haben ein Buch geschrieben und fiebern Ihrem ersten Auftritt als Autorin oder Autor auf der Bühne entgegen? Keine Sorge - Sie werden es meistern.

Als ich 1997 meine erste Lesung hielt, hatte ich mich nur wenig darauf vorbereitet. Durch ein paar kleine Tricks gelang es mir, die Sache ganz gut über die Bühne zu bringen. Seither habe ich viele hundert Lesungen durchgeführt, vor allen Schularten und Altersgruppen, in Bibliotheken und Buchhandlungen, vor gespanntem, lethargischem und quirligem Publikum. Gern teile ich meine Erfahrung - aber ausgelernt habe ich noch lange nicht ... Ganz egal, wie viele ich noch halten werde: Jene erste Lesung damals werde ich gewiß nie vergessen, denn es war immerhin das erste Mal. Und allein wegen dieser Erinnerung sollte das erste Mal nicht völlig danebengehen. Daher hier ein paar Tipps.

Vor der Lesung

  • Packen Sie frischen Ingwer ein. Klingt seltsam? Ein fingernagelgroßes Stückchen frischer Ingwer ist der Retter in der Not, wenn Ihr Hals streiken will!
  • Eine Lesung ist kostbar. Handeln Sie selbstbewusst ein Honorar aus. Es wird beim ersten Mal nur eine Anerkennung sein. Aber später wird es steigen. Denn dieses Honorar ist kein überhöhter "Stundensatz", vielmehr wird es einen wesentlichen Teil der Bezahlung Ihrer täglichen Schreibarbeit ausmachen, wenn Sie nicht den Lottogewinn eines Bestsellers landen. Und vergessen Sie den "Werbeefekt" für ihr Buch, den einige Veranstalter bei Honorarverhandlungen ins Feld führen. Der ist eher Wunschdenken.
  • Schließen Sie einen Lesevertrag. Gerade wenn Sie ungern über Geld reden: Ein Vertrag schafft von vorneherein alle Missverständnisse zum Honorar oder zur Übernahme von Fahrtkosten aus dem Weg. Es macht einen professionellen Eindruck und gibt auch dem Veranstalter Sicherheit.
  • Telefonieren Sie mit dem Veranstalter. Sollen die Stühle wie im Kino stehen? Welcher Raum steht zur Verfügung? Wie viele Zuhörer sind geladen? Wo sind Sie untergebracht, wenn eine Übernachtung erdforderlich ist? Werden Sie abgeholt? Alles Fragen, die gerade am Anfang im Gespräch am leichtesten zu klären sind. Das schützt vor Überraschungen. Vor Ort ist es unter Umständen zu spät.
  • Nach der Lesung. Sprechen Sie an, wie es nach der Lesung weitergeht. Man wird Sie nur selten als den großen Autor hoffieren und sonst durchaus insbesondere nach Schullesungen auch mal im Regen stehenlassen.
  • Photos! Nehmen Sie einen eigenen Photoapparat mit oder bitten Sie den Veranstalter, einen mitzubringen. Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern ist einfach praktisch für spätere Berichte und Pressearbeit - und als Erinnerung.
  • Planen Sie den Ablauf. Wollen Sie nur lesen? Oder haben Sie ein Rahmenprogramm? Dann informieren Sie den Veranstalter natürlich auch über benötigte Technik. Längst nicht mehr alle Schulen haben Diaprojektoren (schon gar nicht funktionstüchtige).
  • Planen Sie Leseteile. Lesen Sie nicht fünfzig Seiten am Stück. Teilen Sie die lesung in viele Leseabschnitte, die vielleicht durch Sachteile oder durch ein Gespräch mit dem Publikum aufgelockert werden. Außerdem können Sie dann die Länge der Lesung besser kontrollieren, Sie strapazieren die Konzentration des Publikums selbst bei 90 Minuten nicht übermäßig, und Sie haben durch die Ablenkung dringend benötigte Pausen.
  • Machen Sie es sich leicht. Nehmen Sie ein Buch als Leseexemplar, spicken Sie es mit verschiedenfarbigen Lesezeichen und zeichnen Sie nach Herzenslust Anweisungen hinein! Sei es, wo lauter oder langsamer gelesen werden soll, sei es, wo ein Sachteil folgt ... Wenn das Lampenfieber Sie packen sollte oder Unerwartetes geschieht, werden Sie für jede Stütze dankbar sein. Mein erstes Buch hatte ich für die Lesungen auch stilistisch geradezu nachlektoriert. Nur keine Hemmungen! Niemand wird den Wortlaut des Geschriebenen mit Gelesenem abgleichen. Und wenn ... ist er selber schuld.
  • Persönliches Gepäck. Wenn Sie eine mehrtägige oder wochenlange Lesereise machen, nehmen Sie sich persönliche Dinge mit, mit denen Sie Ihr Hotelzimmer wohnlicher machen können - ein Bild von der Familie, Lieblingsstücke, Ihr Lieblingsgetränk und natürlich Ihre Arbeit, auch wenn Sie oft keine Energie mehr dafür haben werden. Hotelzimmer und häufige Hotelwechsel sind nur am Anfang schön. Ohrpfropfen nicht vergessen.

Aufbau

  • Ingwer nicht vergessen. Das hilft. Wirklich.
  • Frühstück! Vor Morgenlesungen: Gönnen Sie sich genug Zeit für ein herzhaftes und sättigendes Frühstück, auch wenn Sie vor Aufregung kaum etwas herunterzubringen meinen. Wenn Sie mehrere Veranstaltungen haben, wird ein leerer Magen Ihrer Ruhe nicht gerade förderlich sein.
  • Früher kommen. Kommen Sie eine Viertelstunde vor Veranstaltungsbeginn, spätestens. Ein gehetzter Autor oder eine gestresste Autorin tut weder sich noch dem Publikum einen Gefallen. Und wenn etwas fehlt, haben Sie wenigstens etwas Zeit, es zu richten.
  • Aufbau ohne Publikum. Wenn möglich, bauen Sie auf und besprechen Sie letzte Punkte, bevor Publikum hereingelassen wird. Die Ruhe können Sie gut brauchen, um sich zu sammeln.
  • Ein Glas Wasser. Ein Wasser - ohne Kohlensäure - ist das beste Getränk zu einer Lesung. Kaffee oder Tee kann unter Umständen den Speichelfluß anregen. Ein Mund voller Speichel ist richtig lästig.
  • Stilvolles Ambiente. Ich vergesse es selbst regelmäßig: Nehmen Sie vielleicht ein dezentes Tischtuch mit. Das wirkt auf den sterilen Schul- und Bürotischen Wunder. Ein eigener Becher oder ein Glas kann gleichfalls gut wirken. Nichts sieht unromantischer aus als eine halbvolle Mineralwasserflasche aus Plastik neben Ihrem Buch. Je nach Thema kann ein Kerzenständer angebracht sein. Aber prüfen Sie unbedingt das Licht. Schlechtes Licht auf Ihrem Text tut nur eines: Ein schlechtes Licht auf Sie werfen.

Die Lesung läuft!

  • Natürlich bleiben. Geben Sie nicht den Großen Künstler. Das Publikum erwartet von Ihnen eine gute Veranstaltung, und das Publikum bezahlt Sie. Hochmut ist da nicht angebracht.
  • Radar einschalten. Versuchen Sie, auch während der Lesung einen groben Eindruck vom Befinden Ihres Publikums zu bekommen. Wenn Ihnen etwas merkwürdig vorkommt, sprechen Sie es ruhig nach dem Leseteil an - vielleicht ist ja einfach die Akustik in den hinteren Reihen zu schlecht? Oder es zieht jemandem?
  • Nicht aus dem Konzept bringen lassen. Als Sie anfangen, beginnt ein Zuhörer sie mit ständigen nachfragen oder Kommentaren zu nerven. Bleiben Sie ruhig. Behalten Sie die Kontrolle und weisen Sie den oder die Betreffenden freundlich, aber bestimmt darauf hin, daß Sie mit der Lesung beginnen müssen, da sonst die Zeit knapp wird. Die anderen Zuhörer sind ja auch wegen Ihnen gekommen, nicht wegen jener Person.
  • Unruhige Klasse = Lehrersache. Die Lehrer sind verantwortlich dafür, daß die Klasse ruhig bleibt. Nicht Sie. Sollten die Lehrer selber auf die Idee kommen, sich unterhalten zu wollen oder mit Hausarbeitskorrekturen zu rascheln (alles schon passiert), weisen Sie sie freundlich, aber bestimmt darauf hin, daß das stört. Lehrer haben während der Veranstaltung natürlich in der Klasse zu bleiben.
  • Beobachten Sie sich. Versuchen Sie, während Sie lesen sich selbst zu beobachten: Sprechen Sie nicht zu schnell? Sprechen Sie deutlich, aber nicht überdeutlich? Werden Sie auch nicht schneller? Kontrollieren Sie sich ständig selbst und justieren Sie ihre Stimme entsprechend. Und konzentrieren Sie sich dabei trotzdem voll auf das zu Lesende. Mit etwas Glück spüren Sie, wie Ihr Text Sie selber mitzureißen beginnt - genießen Sie es, aber lassen Sie sich nicht davon wegspülen.
  • Kunst der Pause. Machen Sie Pausen an den richtigen Textstellen. Oft wirken die Pausen für den Lesenden länger als fürs Publikum. Lieber eine etwas längere Pause als eine Hetzerei. Das gleiche gilt für die Lesegeschwindigkeit: Schalten Sie lieber einen Gang runter.
  • Wenige Gesten. Seien Sie sparsam mit dem Gestikulieren. Ihr Text soll durch sich selbst und durch ihre Stimme wirken, nicht dadurch, daß Sie wild herumzappeln. Es sei denn natürlich, Sie wissen wirklich genau, was Sie tun ...
  • Lesen Sie voraus. Versuchen Sie, bereits den nächsten Satzteil zu verstehen, noch während Sie den vorangegangenen lesen. Dann können Sie sich auf unerwartete Wendungen einstellen - und diese Wendungen wird es auch in ihren eigenen Texten plötzlich geben.
  • Beantworten Sie Fragen auf Augenhöhe. Wenn Sie Fragen beantworten, bleiben Sie humorvoll, ernst und freundlich und machen Sie nicht den Fehler, von oben herab zu wirken. Es gibt dumme Fragen, aber das muß man den Fragenden ja nicht auch noch spüren lassen ... Sie sind der Autor, aber nichts rechtfertigt es, sich über das Publikum zu erheben. Sind Sie ein besserer Mensch als eine Hausfrau? Eine Professorin? Ein Lehrer oder Schüler? Kaum.
  • Gönnen Sie sich Applaus. Bedanken Sie sich am Ende beim Publikum für seine Aufmerksamkeit, ohne dabei devot zu wirken (zu hoffen, die Zuhörer hätten diese schrecklichen Stunden gut überstanden, gehört aufs Schafott). Und dann erbitten Sie ein Echo, wenn es nicht von selbst kommt: Applaus, wenn es gefallen hat! Bei Schulen erbitte ich mir einen Augenblick vollkommener Ruhe aus, ohne einen Mucks, und das funktioniert wirklich. Sogar bei jugendlichen Schülerinnen und Schülern. Um so lauter ist dann ihr anschließendes Klatschen. Genießen Sie ruhig den Moment des Erfolgs. Sie haben es verdient.



  • Einen Überblick über alle Lesungen, Pressestimmen, Elementen der jeweiligen Veranstaltung, Zielgruppe/Klassenstufe und allgemeine Informationen zur Organisation finden Sie auch in der
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